Tag 3 - Toulouse/Andorra/Valencia
Holger hat sich noch vor dem Aufstehen auf gemacht einen Ersatzregler zu organisieren. Die hilfsbereiten Mitarbeiter der Mercedes Benz Niederlassung konnten uns für 152 Euro die Ankunft des Ersatzteils gegen 15oo Uhr zusichern. Da wir nicht wissen ob der Regler wirklich Ursache des Defektes ist würde wir durch die lange Wartezeit zu viel Zeit verlieren. Wir verlassen uns also auf unsere 2 Akkumulatoren und sind als BATmobil unterwegs.
Das Problem der knallroten Warnleuchten war auch schnell behoben:
Kurz nach Verlassen der Luxushotelanlage stießen wir schon auf den ersten Autoteilehändler. Wir konnten mit Hilfe der abfotografierten Zusammenbauzeichnung der Lichtmaschine (la Dynamo) erklären welchen Regler wir benötigen. Dieser war leider nicht auf Lager, doch die freundlichen Mitarbeiter malten uns zunächst folgende Skizze um uns zu ihrem Kollegen ein paar Kreuzungen weiter zu schicken… der könnte sowas noch rumliegen haben.
Wir dachten wir hätten verstanden, dass wir nach dem 2. Kreisverkehr links abbiegen müssen… unsere Gesichter scheinen etwas anderes gesagt zu haben. So sprang der Chef selbst ins Auto und zeigte uns den Weg. Bei seinem Kollege angekommen erklärten wir wieder unsere Notlage. Er hatte auch nix auf Lager und könnte frühestens morgen liefern… aber dann erzählte er von seinem Kollegen 2 Kreisverkehre in die andere Richtung, der könnte sowas noch rumliegen haben. Er begann sogleich eine Skizze zu malen wo klar 2 Kreisverkehre zu erkennen waren… wir konnten ihm gerade noch rechtzeitig erklären, dass wir gerade von eben jenem Kollegen kommen bevor er ins Auto gesprungen ist um uns hinzubringen. Man erzählt sich es pendeln heute noch Autos mit Ersatzteilbedarf zwischen den 2 Händlern.
Wie zu erwarten war, hat sich die Lichtmaschine heute 10:10 Uhr spontan selbst repariert. Wir haben jetzt wieder eine Bordspannung von 14.44 V, die Batterien werden also wieder geladen. Hooray!
Als es kurz danach durch die ersten Tunnel ging waren wir auch schon im Gebirge angekommen. Nach und nach kletterte der Höhenmeterzähler nach oben. Irgendwann kamen uns auch schon die ersten Autos mit Schneespuren auf dem Dach entgegen. Sollten wir heute noch Schnee sehen?
Unser Zwischenziel war Andorra, der gemütliche Stadtstaat in Mitten des Pyrenäengebirgskamm. Mike wusste nur noch, dass dieser relativ hoch über NN lag. Wir fuhren guten Mutes weiter, genossen die Aussicht. Die Außentemperatur betrug 4 Grad und seit die Lichtmaschine wieder geht und das Gebläse bedenkenlos angeschaltet werden kann, kann man nun im Fußraum des Beifahrers auch endlich wieder ohne Probleme gehärteten Stahl schmieden.
Nach einer etwas scharfen Linkskurve, welcher viele viele weitere Kurven folgten bildete sich plötzlich kalter Schweiß auf der Stirn des Fahrzeugführers Holger. Dieser beführchtete nun mit etwas älteren Winterreifen in den Schnee fahren zu müssen. Wir waren jetzt etwa 1200 m über NN und die ersten Schneekettenschilder waren zu sehen. Pha! Schneeketten… und kurz danach standen rechts am Straßenrand gaaanz viele Autos die alle brav ihre Ketten aufzogen. Wussten die mehr als wir?
Zu diesem Zeitpunkt begann Holger mal wieder über die Routenplanung zu meckern. Keines der drei Fahrzeuge hatte Schneeketten dabei. Wozu auch, wir fahren schließlich in die Wüste… oder?
Nun der Schnee wurde immer mehr, die Sichtweite immer weniger und vor uns gurkte ein Franzose mit einem Satz der besagten Schneeketten im gemütlichen Schritttempo den Berg hoch. Holger schien mit der Gesamtsituation etwas unzufrieden zu sein. Der Rest des Teams witterte eine Gelegenheit Blödsinn zu machen. Dann geschah es: zu allem Überfluss musste Holger feststellen, dass die Tanknadel der Meinung war jeden Moment könnte der Kraftstoff alle sein. Mittlerweile waren wir bei ca. 5cm Schnee auf der Straße.
Bevor es Holger vor innerer Anspannung zerriß haben wir an einer Stelle, die eigentlich zum Aufziehen der Schneeketten gedacht war halt gemacht um den Tank etwas aufzufüllen. Einen vollen Kanister hatten wir ja noch dabei. Gesagt, getan.
Kurz darauf war der Gipfel fast erklummen. 2045 Meter waren wir geklettert und nun Stand eine wichtige Entscheidung bevor: Pass oder Pussy? Der Weg gabelte sich, weiter nach oben über den Pass oder durch einen Tunnel.
Wir sind durch den Tunnel gefahren.
Auf der anderen Seite angekommen begrüßte uns die Sonne. Zeit für ein paar Schnappschüsse.
Nach dem Aufstieg fuhren wir bei angenehmen Wetter ins Tal hinab, genossen noch etwas die Aussicht und tankten dann ausgesprochen günstig unsere Autos und Kanister voll. Dabei wurde auch ersichtlich, was dieses merkwürdige Zischgeräusch beim Abstieg verursachte. Die Gaskartusche des Kochers war irgendwo undicht. Wir hatten also eine gute Mischung um von Dieselmotor direkt auf Impulsantrieb umzustellen. Kurz gelüftet, dann war alles wieder gut.
Nach der Mittagspause verließen wir Andorra. Allerdings nicht, ohne dass der Zoll ein paar Blicke in unser Auto wirft. Nichts gefunden, wir durften weiter. Es standen noch einige Kilometer vor uns. Als nächstes ging es auf der Landstraße bis nach Lleida.
Der in Mike versteckte Botaniker verriet uns wie Olivenplantagen aussehen und ein Polizeiauto spielte etwas Katz und Maus mit uns. Bis zur Autobahn sind wir gut durchgekommen und dann waren aus auch nur noch ein paar Meter, bis wir das Mittelmeer gesehen haben.
Zeit für die Kaffeepause. Die Kaffeemaschine von Mike kann an seinem Spannungswandler nicht zusammen mit seinem Kühlschrank betrieben werden, macht aber hervorragenden Kaffee. Christian verwüstete den Rastplatz mit Krümeltee und verbesserte seine Fertigkeiten im Trichterbau.
Nach der Pause waren es noch 275 km bis Valencia. Fast ausschließlich Autobahn. Mit Spannung erwarteten wir das nächste unvorhergesehene Ereignis. Wir befinden uns jetzt auch wieder auf offizieller Rallyestrecke. Die restlichen Teams müssten also auch irgendwo hier unterwegs sein.
Die größte Herausforderung beim Abschluß der heutigen Etappe war der Wind. Durch die ausgeklügelte Kastenform des Schlumpfmobils und der dadurch optimierte CW-Wert boten die optimale Vorrausetzung um sich ohne mühsame Lenkbewegung quer zur Fahrtrichtung zu bewegen.
41 km vor Zieleinfahrt trafen wir auf eine alte Bekannte. Die Warnleuchte der Batterie leuchtete in ihrer roten Warnfarbe passend zu den Bremslichtern der soeben getroffenen Rallyekollegen voruns. Es bleibt also spannend.
Für alle jene, die die Dramatik des Aufstiegs nachvollziehen wollen gibt es hier (youtube) einen Mitschnitt aus der Sicht von Christian.
Etappenlänge | 732.87 km |
Dauer | 12 h 40 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) | 57.83 km/h |
min. Höhe | 0 m NN |
max. Höhe | 2063 m NN |
Höhenmeter hoch/runter | 7508 m / 7665 m |