Tag 23 - Banjul Ruhetag III

Schon gegen 7oo Uhr klingelte der Wecker. Schnell noch einen Kaffee organisiert und dann traten die Rallyeteilnehmer die letzte Fahrt in ihren Autos an. Ein paar Kilometer entfernt befindet sich das Stadion in dem die Autos heute versteigert werden. Kaum hatten sich alle Autos aufgestellt wuselten auch schon die ersten Interessenten umher. Es war noch etwa eine Stunde bis zum Beginn der Auktion. Kurz vor Start bezogen alle Teilnehmer, also Autobesitzer und Bieter, den Platz vor dem Eingang des Stadions. Dort sollte jedes Auto zur Versteigerung vorfahren. Das erste stand schon da und die ersten Gebote wurden angenommen. Man erkannte sofort wer es ernst meinte und wer hier nur aus Spaß mitbietet. So erlaubte sich auch Christian ein waghalsiges Gebot von 400 Dalasis abzugeben… er bekam den Zuschlag und hatte das erste Auto ersteigert. Sichtlich überrascht, aber mit einem lächeln, trug er das Auto vom Platz und verschenkte es anschließend an einen Mitbieter, der vermutlich bessere Verwendung dafür hat.

Bobby

Teilweise wurden überraschende Summen geboten, aber die meisten Autos gingen für 1500 bis 2000 EUR über die Theke. Einen Rekordpreis erzielte der Iveco. Als Chrisitans BMW an der Reihe war, fuhr er ihn mit passender Musik vor, erntete dafür Applaus und wartete auf die ersten Gebote. Für 67000 Dalasis (1488 EUR) wechselte der BMW mit Schallantrieb den Besitzer.

BMW

Es gab Zeiten, da hätte keiner mehr daran geglaubt, dass der BMW es bis zur Versteigerung schafft. Zufrieden mit der erzielten Summe beobachteten wir die letzten Versteigerungen. Nur wenige Autos mussten sofort übergeben werden. Der Rest darf, unter eigener Verantwortung, noch für die nächsten Tage von den Teams genutzt werden.

Am Abend machten wir einen Ausflug in das Nachtleben von Banjul, beließen es aber vorerst bei einem Abendessen.

Morgen schauen wir uns noch 3 Hilfsprojekte an und beenden den offiziellen Teil der Rallye mit einer Abschlußparty im Blue Kitchen.

March 20, 2016

Tag 22 - Banjul Ruhetag II

Der Tag fing wie gewohnt mit einem entspannten Frühstück an. Linda ging es nicht sonderlich gut, darum beschlossen wir den Tag bis zum Fußballspiel im Hotel zu verbringen. Mike und Chrisitan taten es uns gleich. Holger fuhr aber mit dem Schlumpfmobil seine Runde.

Die erste Tagesaufgabe bestand darin Geld zu tauschen und Trinkwasser zu organisieren. Kaum hatten wir das Hotel verlassen lernten wir auch den nächsten Gambianer kennen: Alpha Romeo. Er betreibt einen Fahrradverleih und berichtete von den ausgezeichneten Partys in den nächsten Tagen. Nachdem wir Wasser organisiert hatten setzten wir uns noch für ein paar Minuten in sein Office, Oder wie er es nennt seinen Karton. Christian stoß dann auch zu uns und ließ sich von Star Man sein Handyguthaben aufladen, sehr abenteuerlich.

Neben Affen und Katzen tummeln sich auch allerlei andere Tierchen auf dem Hotelgelände. Eines dieser Exemplare nutze die letzte Nacht um uns einen schönen Haufen auf den Balkon zu setzen. Kriebeln.

Am späteren Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Fußballspiel. Nachdem wir falsch abgebogen waren und am Strand landeten fanden wir mit Hilfe der ortskundigen DBO-Mitarbeiter das Stadion. Auf dem Fußballplatz empfang man die Teilnehmer mit den typischen Trommelklängen. Der Zustand des Platzes war… bespielbar, aber erinnerte stark an ein Spielfeld aus NES World Cup Soccer.

Soccer

Der Schiedsrichter bat die Spieler in ihren neuen Trikots auf den Platz und kurz darauf erklang der Anpfiff. Gespielt wurde 2 x 20 min. Für das Rallyeteam stand nach wenigen Minuten bereits fest, dass 20 Minuten in der afrikanischen Sonne nicht einfach werden wird. Das Fußballspiel nahm seinen Lauf und es vielen auch ein paar Tore. Ich war durch die Situation drumherum etwas abgelenkt. Da gab es z.B. keinerlei Spielfeldmarkierung auf dem Sandplatz. Dennoch pfiff der Schiedsrichter Seiten- und Toraus. Abgesehen von dem einen 11-Meter pfiff er das gesamte Spiel von der Mittellinie (zumindest stand er da wo ich sie vermutete). Auch ein Telefonat meisterte er bravorös neben seiner Pfeifentätigkeit. Auf dem Platz tummelten sich nicht nur die Spieler und ein Ball. Die drei Hühner die quer über das Feld spazierten ließen sich von dem Fußballspiel nicht stören.

Das Rallyeteam verlor 4 zu 3 gegen die Gambia Jugendauswahl.

Morgen findet die Versteigerung der Autos statt. Also wieder zeitig aufstehen und vermutlich den ganzen Tag in der Sonne sitzen. Das Schlumpfmobil wird als Servicefahrzeug nicht mit versteigert und wird hier Teil der LKW-Werkstatt.

March 19, 2016

Tag 21 - Banjul Ruhetag I

Sehr gut erholt schlenderten wir zum Frühstück. Neben exotischen Säften (Baoback) gab es auch wieder erträglichen Kaffee. Um 11oo Uhr sollten wir im DBO HQ sein. Das Briefing für die nächsten Tage stand an. Uns war zeitig klar, dass wir wohl nicht pünktlich sein werden. Also haben wir in Ruhe noch unsere dreckige Wäsche sortiert und zum Waschen abgegeben. Schnell noch 20 Euro getauscht und dann zum Taxi Dude. Dieser vermittelte uns zum wohl gechilltesten Taxifahrer Gambias: Size. Entspannt fuhren wir also zum DBO Hauptquartier.

Wir kamen gerade noch rechtzeitig. Viele neue Infos gab es allerdings nicht. Heute das Auto leer räumen, morgen ein paar Charityprojekte anschauen und gegen Abend ein Fußballspiel: Gambia Auswahl gegen Rallye Auswahl. Wir werden unsere Kühlbox mit Isotonischen Getränken füllen und auch die Campingdusche bereit halten.

Am Sonntag findet die Versteigerung der Autos statt und Montag folgen weitere Hilfsprojekte und die große Abschlussparty.

Heute hatten wir bereits die Gelegenheit einen Blick in die LKW-Werkstatt und die daneben neu gebaute Schreinerausbildungswerkstatt zu werfen. Alle Autos, die Schönheitsreparaturen brauchten trafen sich dort. So auch Christian, der seine Stoßstange wieder am Fahrzeug befestigte. Potentielle Käufer des lautesten Autos der Rallye hat er an unserem Hotel Lemon Creek auch schon gefunden.

Ich staunte heute nicht schlecht, als mich eine Frau ansprach und gefragt hat ob mein Pap Zeit hat, er hat ja was für sie dabei… woher kannte sie mich denn? Wie sich herausstellte handelte es sich um Miro, die Ex-Frau von Fritz, von dem wir die 5 Kartons in Spanien zugeladen hatten. Die Übergabe wird vermutlich am Dienstag stattfinden.

Den Abend lassen wir bei warmen Buffet im Blue Kitchen ausklingen.

March 18, 2016

Tag 20 - St. Louis/Banjul

Spätestens als Christian seinen BMW startete war auch der letzte erwacht und die Autos rollten in Startaufstellung. Passend dazu erklang im Schlumpfmobil das Lied Drunken Lullabies. Wir werden uns heute auf Irish Folk Punk beschränken.

Mit einer Verspätung von 17 Minuten starteten wir zur letzten Etappe. Gerade so konnte die Kolonne durch St. Louis zusammen gehalten werden. Beim Sammelpunkt außerhalb der Stadt warf Christian mal wieder einen prüfenden Blick unter sein Auto… oder wollte er nur wieder am Auspuff schnuppern?

Die Leitung eines fast umfallenden Strommastens versperrte eine Fahrspur und überall im Land gab es Demonstrationen/Kundgebungen zum bevorstehenden Referendum. El Presidente vom Senegal hat vorgeschlagen die Amtszeit von 7 auf 5 Jahre zu verkürzen. Eine überweltigende Mehrheit der Bevölkerung schien dafür zu sein. Bei oberflächlicher Betrachtung eines Außenstehenden fand ich keine Gründe die Dagegen sprechen würden.

Die Fahrt war relativ ereignislos. Ich wartete auf den Funkspruch von Christian, dass sich wieder eine Kernkomponente des BMW in Luft aufgelöst hat. Vergeblich. - Bei der Einfahrt in die nächste größere Stadt, deren Name mir gerade entfallen ist, kam der Konvoi zum Stehen. Der Grund war mal wieder eine Pokizeisperre. El Presidente hatte sich, genau wie der Rallyetross, vom St. Louis hierhin bewegt. Vermutlich um uns zu empfangen. Wir warteten also geduldig ein paar Minuten und dann ging es weiter.

Zwischenzeitlich wurden 3 PKWs abgeschleppt. Für Reparaturen auf der letzten Etappe war wegen dem engen Zeitplan und der Ungewissheit über den Zustand der Fähren keine Zeit. Alles was sich nichtmehr aus eigener Kraft bewegen konnte wurde erstmal angehängt. So überwanden wir auch eine kleine Baustelle von 40 km Länge und standen endlich an der Grenze nach Gambia.

Die Abfertigung war ein Kinderspiel. Endlich ging es weiter zum Fährhafen. Auch hier konnten die Autos schnell und fast ohne Zwischenfall abgefertigt werden. Nur ein Iveco verkeilte sich bei der Auffahrt. Die Hinterachse hing in der Luft und aus eigener Kraft war an kein Weiterkommen zu denken. Unsere Fähre fuhr inzwischen los.

Linda überkam spontanes Unwohlsein in der Magengegend und sie verließ das Auto um die Fische besser füttern zu können. Die Überfahrt war nicht sehr lang und die Fütterung konnte abgewendet werden. Auf der anderen Seite angekommen reihten wir uns wieder in die Rallyekolonne ein. Nach einer Weile tauchten auch die restlichen Autos auf, inklusive dem Iveco. Wie dieser genau aus den Fängen der Fährauffahrt befreit werden konnte ist uns noch nicht bekannt. Die Hitze war inzwischen auch unerträglich. So stand das aber nicht im Prospekt.

Ab jetzt ging es auf gut ausgebauten Straßen bis nach Banjul. Geführt von einer Polizeieskorte mit Blaulicht und Sirene konnten wir die zahlreichen Polizei- und Militärkontrollen ohne Anhalten passieren. Bis auf eine.

Wir mussten stoppen. Der vermutlich ranghöchste Polizist im Führungsfahrzeug stieg aus und diskutierte lauthals mit dem Chef des Militärcheckpoints. El Presidente, diesmal der von Gambia, war auf dem Weg nach Hause und wir sollten hier warten, bis dieser an der vor uns liegenden Kreuzung abgebogen ist. Na toll.

Fünf Minuten später hieß es plötzlich wir dürfen weiter fahren. Einzige Anweisung war, dass sobald das Führungsfahrzeug der Präsidentenkolonne zu sehen war müssen alle Fahrzeuge sofort die Straße verlassen, anhalten und ihr Licht dimmen. Klingt machbar. Alle Fahrer wurden gebrieft und wir fuhren weiter. Etwa eine halbe Stunde später war es dann soweit. Ein Polizeiauto, ebenfalls mit Blaulicht und Sirene kam uns entgegen und kündigte die besagte Kolonne an. Alle Rallyeautos bogen auf den Standstreifen ab. Alle… alle bis auf eines.

Die Besatzung des Führungsfahrzeugs inklusive einiger Militärs sind sofort nach Anhalten ausgestiegen. Plötzlich raste eines der Rallyeautos an uns vorbei. Vermutlich wollten diese sich den besten Platz am Kopf der Kolonne sichern. Wildes Winken und Schreien der ausgestiegenen Orgs und Polizisten half nicht. Das Auto Bog vor dem Führungsfahrzeug ein. Ein metallisches klicken war zu hören. Das Auto Stand. Immernoch Brüllten die leitenden Schirmmützenträger durcheinander.

Kurz darauf war klar was passiert war. Die Straße war nicht beleuchtet und alle anderen Autos hatten ihr Licht bereits gelöscht. Das überholdende Fahrzeug fuhr beim einbiegen vorn fast einen der Militärs über den Haufen und verbog dabei den Lauf seiner Kalaschnikov. Das metallische Klicken war das fertigladen selbiger Waffe.

Klasse.

Während wir immernoch auf El Presidente warteten wurde die Sache mit der kaputten Waffe geklärt. Wie? Na klar, einfach kaufen das Ding.

Sagmal, was ist eigentlich der größte Geldfresser bei so einer Rallye?

Die Kalaschnikov.

Es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit bis uns El Presidente mit seiner etwa 10 Fahrzeugen (zwei davon Stretch HUMMER) beehrte. Kurz vor durchfahrt wurden wir von einem Soldaten aufgefordert das Auto zu verlassen, zu lächeln und zu winken. Geeeeenau…

Danach ging es zügig weiter. Es waren immernoch ca. 60 km bis zum Blue Kitchen wo unser Abendbrot auf uns wartete.

Der Rest der Fahrt war anstrengend aber ohne Zwischenfälle. Man empfang uns mit afrikanischem Trommelsound und wir futterten genüsslich unseren Teller Spaghetti. Danach fuhren wir noch in unser Hotel und bezogen Zimmer.

Ab ins Bett.

Aufgrund einer Fehlfunktion bei der Stromversorgung fehlt der letzte Streckenabschnitt in unseren bis jetzt lückenlosen Aufzeichnung.

(Bilder folgen in den nächsten Stunden, Holger ist gerade verschwunden und trägt die Kamera bei sich).

Etappenlänge 401.92 km (+ ?? km)
Dauer 12 h 30 min (+ ca. 4h)
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) 32.14 km/h
min. Höhe 1 m NN
max. Höhe 69 m NN
Höhenmeter hoch/runter 1913 m / 1913 m

St. Louis Banjul Route

St. Louis Banjul

March 17, 2016

Tag 19 - Ruhetag St. Louis

Heute war wieder ein Ruhetag angesetzt. Gut ausgeschlafen genossen wir das Frühstück mit einem schrecklichen Kaffee. In Marokko ging das besser.

Die Lichtmaschine am Schlumpfmobil machte uns immernoch Sorgen. Die Kühlbox war kurz davor die wertvollen Güter nichtmehr zu kühlen. Aber wir hatten da ja noch den zu Beginn der Rallye erworbenen Regler. Wenn dieser Defekt ist besteht eine gute Chance auf Heilung. Die bekannte Spontane Selbstheilung nach einer Nacht Ruhe war nicht eingetreten. Also legte sich Holger unter körperlichen Anstrengungen die sonst nur ein Leistungsportler ertragen muss unter das Schlumpfmobil.

Der Unterbodenschutz war schnell demontiert und der Regler ausgebaut. Nach kurzer Betrachtung war für mich klar: Jap, das kann si nichtmehr gehen. Der Regler war an fast allen Stellen korrodiert. Ein Sand-Salz Gemisch verhinderte außerdem, dass die Federn der Kohlekontakte ihre Wirkung entfalten konnten. Vermutlich hatten diese also gar keinen Kontakt mehr.

Regler Lichtmaschine

Nachdem der Regler getauscht wurde kam auch gleich die erlösende Nachricht aus dem Maschinenraum: Alles wieder OK. Super, wir hatten wieder Strom.

Die Tagesaufgabe war somit noch am Vormittag erledigt und wir konnten ein paar ruhige Stunden genießen. Linda, Mike und Caro begaben sich abermals auf eine abendteuerliche Taxifahrt in das Zentrum der pulsierenden Weltmetropole. Ich genoß inzischen ein bis elf La Gazelle Bier. Denn Schnell noch ne Gazell war hier Lebensmotto.

St. Louis1

St. Louis2

Voller Begeisterung kam Linda zurück und berichtete, dass sie einen Schneider fand, der ihr für 40 EUR bis heute Abend 19oo Uhr ein Kleid schneidert. Er konnte ebenfalls glaubhaft vermitteln, dass er an Hand einer Zusammenbauzeichnung die Linda DIN-gerecht auf ein Blatt Papier kritzelte, verstanden habe was Linda will.

Zum Mittag ließen wir uns ein paar Pommes schmecken und gammelten RUM.

Gegen 18oo beendete Linda ihren Mittagsschlaf und trat erneut die Reise in die Innenstadt an. In der Zwischenzeit geschah eine Weltpremiere. Das erste mal in der Rallyegeschichte meldte sich ein Teilnehmer auf der Rallye für die nächste an. Da scheint jemand Blut geleckt zu haben.

Da es bereits Nachfragen gab: dem Eulchen geht es gut und ist aus der Geiselnahme entlassen worden. Dem Geiselnehmer ging das Spezialfutter (Schnapps) aus und übergab die Geisel aus Gewissensgründen frei.

Zu lang auf mich allein gestellt begann ich mich häuslich einzurichten und erwarb bei einem Händler dessen Lebensgeschichte ein klasse Drehbuch eines Hollywood Films sein könnte einen Löffel und eine Gabel. Glücklicher Weise kehrte Linda kurze Zeit später freudestrahlend zurück. Das Kleid passt und ist tatsächlich so geschnitten wie sie es sich vorgestellt hat.

Morgen starten die Motoren bereits um 6oo Uhr. Hoffentlich kommen wir auch morgen noch am Ziel an um St. Patrick ehren zu können.

March 16, 2016

Tag 18 - Nouakchott/St. Louis

Eins vorab: bei der heutigen Etappe kam weder Mensch oder Tier zu schaden.

Wir starteten relativ zeitig (8oo Uhr) nach einem kurzen Frühstück. Alles war wieder verstaut und der Lupo hing am Seil hinter dem Schlumpfmobil. Die Fahrt durch Nouakchott war relativ ereignislos. Das ein oder andere Dromedar, ein paar Esel, eine Art Müllhalde vor und nach der Stadt und auch ein paar Mauerreste, die mit Einschußlöchern gespickt waren.

Müllhalde

Nach dem ersten kurzen Zwischenstopp wollte Chrisitans BMW nichtmehr anspringen. War ja auch klar, denn elektrische Probleme hatten wir ja am BMW bisher nicht. Also schnell angeschoben und es ging erstmal weiter. Während der Fahrt grübelten wir über die möglichen Ursachen. Die Straße war für zwei Spuren ausgelegt aber gleichzeitig mit Löchern versehen, deren Häufigkeit man sonst nur von schweizer Käsespezialitäten kennt. Alle Autos versuchten also so gut wie möglich auszuweichen. So auch das Schlumpfmobil.

Ein etwas größerer Bogen nach links, der erste nach dem Stop, wieder eingeschert und dann ein Ruck. Holger griff zum Funkgerät. Stoooop STOOOOOP

Aus zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärter Ursache wich Mike ordnungsgemäß dem Schlagloch aus, scherte aber nicht wieder ein und kollidierte vorn links mit einem entgegen kommenden PKW. Dieser versuchte außuweichen und schoss in die Düne. Nur Blechschaden.

Den Ruck, den wir spürten war das gerissene Abschleppseil. Mike Stand am linken Fahrbahnrand und begann das Rad zu wechseln, die Felge war hin. Das andere Auto sah etwas schlimmer aus. Es kam ziemlich steil an einer Düne zum stehen. Die Insassen versorgten wir mit Wasser und Schatten. Sie waren etwas beruhigt, als sie den Versicherungsschein von Mike sahen. Jetzt hieß es erstmal Zwangspause bis die Polizei da ist um den Unfall aufzunehmen.

Eine gute Gelegenheit um was zu futtern und Christians Batterie mit Cola zu füttern. Der Zuckerspiegel des Autos war im Keller. Vermutlich hatte der Pluspol der Batterie keinen richtigen Kontakt mehr. Das Salzwasser-Sand Gemisch war auch nicht wirklich hilfreich. Aber die Cola sollte es richten und den Pol wieder frei machen.

Die Polizei traf dann auch irgenwann ein. Tobi konnte zum Glück gut die Ereignisse in französisch schildern. Mittlerweile war auch der genaue Unfallhergang klar. Mike hatte beim letzten Stop den Schlüssel abgezogen und nach Weiterfahren das Lenkradschloss nicht wieder freigegeben. Dieses rastete dann beim Ausweichmanöver ein. Die Reaktion des Fahres auf der anderen Spur hat schlimmeres verhindert. Alles ging klimpflich aus und der Lupo war immernoch in einem abschleppbaren Zustand.

Nachdem sich alle gestärkt hatten, die Polizei den Unfall aufgenommen hatte und Mike 500 Euro leichter war ging es dann weiter. Der BMW sprang auch wieder von allein an. (Coca Cola)++. Weiter gings über die gerade so befahrbare Straße. Es waren noch etwa 180 km bis zum Hotel in St. Louis. Alle hofften, dass Mikes Pechsträhne nun zu Ende ist. Der Lupo wurde nun von einem anderen Auto geschleppt.

Landschaft

Die Landschaft änderte sich wieder etwas. Bergauf, bergab und durch einige kleine Dörfer erinnerte sie wieder etwas an die Fahrt durch das Atlas Gebirge. Die Höhenunterschiede waren nur wesentlich geringer. Die größte Gefahr ging von herumstehenden Dromedaren und Ziegen aus.

Dromedare

Nach einer ganzen Weile war dann wieder Pause angesagt. Als das Schlumpfmobil am Treffpunkt ankam sahen wir schon wieder Christian an seinem Auto schrauben. Der Stoßdämpfer hinten links hatte nun das gleiche Problem wie der hinten rechts. Das Domlager ist rausgerissen. Sah noch etwas schlimmer aus als beim Rechten. Also wieder in Rekordzeit den Stoßdämpfer ausbauen und erstmal in den Kofferraum werfen. Bis St. Louis musste es ohne gehen.

Die Veteranen berichteten mehrfach von der Horrorstrecke am Damm entlang bis zur Grenze nach Senegal. Die Strecke von ca. 40 km war vor zwei Jahren unglaublich schwer befahrbar und mit einem verschlammten Feldweg zu vergleichen auf dem etwa 30 Radlader ein Rennen gefahren hatten. Wir waren gespannt.

Bevor es auf den Damm ging wurde die Straße etwas besser. Noch ein Stop um wieder alle Autos zu sammeln und Christians Batterie noch einen Schluck Cola zu gönnen. Etwa zu diesem Zeitpunkt meldete sich eine alte Bekannte: die Batterieleuchte des Schlumpfmobils. Wir fuhren auf Batterie, die Lichtmaschine lieferte keinen Strom mehr. Awwww maaaan.

Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Hellen in St. Louis ankommen ging gegen 0. Die Anspannung des Teams glich einem überspannten Bogen aus Fichte.

Ab gings auf den Damm. Die Fahrbahn war nicht optimal aber keinesfalls zu schlimm wie beschrieben. Alle waren erleichtert und beobachteten die dort heimische Tierwelt. Hakuna matata.

Warzenscheine

Nach dem Damm folgte die Grenze. Zu Beginn der Etappe wurden bereits alle Pässe eingesammelt um die Abfertigung zu beschleunigen. Nach kurzer Wartezeit durften wir die Grenzbrücke überfahren. Die Einreise war noch unproblematischer. Wir hatten dennoch etwas Zeit und warteten auf alle Rallyeteilnehmer.

Brücke

Einige nutzten die Gelegenheit um Ballast abzuwerfen und den Kindern eine kleine Freude zu machen.

Grenze

Bevor es weiter ging berichtete man uns, dass wir in St. Louis wahrscheinlich nochmals aufgehalten werden, da El Presidente gerade die Stadt besucht… das wäre nun wirklich nicht notwendig gewesen. In Kolonne ging es bis in die Stadt. Ein paar Straßensperren verhinderten den direkten Weg zum Hotel zu nehmen. Halb so wild. Den Sonnenuntergang erlebten wir wieder an der richtigen Stelle.

Sonnenuntergang

Es gab keine weiteren Zwischenfälle und durch den kleinen Umweg hatten wir gelegenheit einiges von St. Louis zu sehen und gleichzeitig die berauschende Seeluft zu genießen. Pfui Deifl!

Einige Grafities an Straßenschildern und Häuserwänden berichteten von einer BMW Gang. Es dauerte nicht lang bis Christians Auto Bewundere fand. Ich denke sie vermuteten eine Höllenmaschine mit 8 oder mehr Zylindern hinter dem Sound des Autos. Wenn die wüssten, das da nur der Auspuff fehlt.

Am Hotel angekommen bezogen wir Zimmer und ließen uns das Abendbrot schmecken. Morgen ist Ruhetag angesagt… also wieder an den Autos basteln. Ohne Lichtmaschine wird die letzte Etappe fast unmöglich. Fahrt in Dunkelheit und es wird von einer Dauer um die 16 Stunden ausgegangen. Mal schauen.

Mikes Lupo ist offiziell nicht nach Senegal eingereist. Er wird hier irgendwann und irgendwo einen neuen Besitzer finden. genaueres wissen wir noch nicht.

Etappenlänge 296.59 km
Dauer 11 h 55 min
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) 24.86 km/h
min. Höhe 0 m NN
max. Höhe 35 m NN
Höhenmeter hoch/runter 1330 m / 1334 m

Nouakchott - St. Louis Route

Nouakchott - St. Louis

March 14, 2016

Tag 17 - Nouakchott Ruhetag

Nach der verrückten Nacht gestern war heute ein Ruhetag angesetzt. Und diesmal sollte es wirklich ein Ruhetag sein. Ausgebuzelt ging es zum Frühstück, diesmal leider ohne richtigem Kaffee. Mike war immernoch niedergeschlagen aber war dabei die Ereignisse zu verarbeiten.

Den Vormittag nutzen Christian, Linda und Mike um einen Abstecher in die Stadt zu unternehmen. Sie berichteten von willkürlichen Fahr- und Parkweisen der Einwohner. Dromedare kreuzten die Straßen, die Hupe lief heiß. Eine Ziege ließ sich lieber die Plastiktüte schmecken, als die Leckerlies die darin verpackt waren. Erinnert etwas an unsere Katze. Die Expeditionsgruppe erfüllte ihre selbstgestellten Aufgaben. Sie organisierte eine Internetverbindung und frisches Obst. Ich schrieb zusammen mit Holger die Examensprüfung für die Lehrwerkstatt. In einer Woche wird diese Holger in Banjul durchführen.

Ansonsten haben wir den Tag in Strandnähe verbracht. Rumgammeln und Cola trinken. Als ob bei Mike nicht schon genug schief gegangen wäre musste er heute feststellen, dass seine am Auto montierte Kamera anscheinend eine besondere Art von SmartCam ist und einfach alte Videos überschreibt, wenn die Speicherkarte voll läuft. Alle Aufnahmen bis auf die der letzten 2-3 Tage waren verloren.

Am Abend kam die Botschaft, dass der Lupo von Mike bis St. Louis geschleppt werden muss. Das Schlumpfmobil wird der Schlepper sein. Da wir morgen relativ zeitig (8oo Uhr) hier starten müssen, haben wir den Lupo schonmal in Startposition gerollt. Durch ein Versehen war ein Gang eingelegt und der Lupo ließ sich schieben… der Motor war also noch nicht fest. Ein Hoffnungsschimmer?

Schnell war eine Batterie samt Starterkabel organisiert. Mit der Erwartung eines lauten Knalls gab Holger das Kommando zum Drehen lassen. Die Glühkerzen waren entfernt und Holger stand zu diesem Zeitpunkt direkt vor der Motorhaube. Der Motor drehte sich. Eine Fontäne aus dem Höllengemisch Öl und Wasser schoss mit der Präzision eines französischen Springbrunnens (?) direkt in das Gesicht des im Gespräch vertieften Kfz-Meisters Holger. Dieser versuchte durch unmenschlich klingende Schrei- und Hustversuche die braune Brühe abzuwehren. Vergeblich. Die Schaulustigen gaben den Versuch das Lachen zu unterdrücken schnell auf.

Mike drehte die Glühkerzen erstmal wieder in den Motor. Die Hoffnung stirbt in St. Louis.

Camp

March 14, 2016

Tag 16 - MaruetanienIV/Nouakchott

Heute konnten wir laaaange buzeln. Kein Stress, da die Abfahrt erst gegen 15oo Uhr stattfinden wird. Wir schnabbulierten das letzte Eis, nahmen ein erfrischendes Bad im Atlantik und genossen einen frisch gebrühten Kaffee.

In der Nacht waren einige Spaßvögel unterwegs. Christian hatte plötzlich 4 platte Reifen und einige andere hat es wohl auch erwischt.

Etappenziel ist Nouakchott. Dort findet morgen auch ein Ruhetag statt. Noch 25 km am Strand entlang und dann geht es wieder auf eine befestigte Straße.

Die letzten Kilometer am Strand gestern waren pure Entspannung. Alle Rallyeteilnehmer erwarteten eine ähnliche Kaffefahrt bis zur Straße. Keiner konnte ahnen, dass die Etappe heute die schwierigste der bisherigen Rallye werden sollte. Als die Ebbe endlich die Straße am Strand befahrbar machte, fuhren alle Autos in die Startaufstellung.

Das Schlumpfmobil fuhr im hinteren Drittel. Bereits nach den ersten Metern war klar: der Strand ist schwer befahrbar. Von rechts das gefährliche Salzwasser und links wartete nasser Tiefsand nur darauf die unvorsichtigen Fahrer zu verschlingen. Bereits nach den ersten Kurven überholten wir eingesandete PKWs. Dann auch an Mike vorbei, Christian hielt an um ihm zu helfen. Vergeblich.

Stück für Stück grub sich das Schlumpfmobil durch den Sand. Einige riskante Überhol- und Ausweichmanöver brachten das Fahrzeug fast zum Stehen. Vollkommen überraschend meldete sich Christian per Funk. Er hatte wieder aufgeholt und verkündete wie meistens schlechte Nachrichten: sein Tank ist gleich leer. Der ausfahrbare Tankrüssel und Stutzen um während der Fahrt zu tanken wurde noch nicht installiert und das Gelände machte Anhalten unmöglich. Christian rausche vorbei und fuhr vorne weg. Wir konnten nur hoffen, dass der Tankinhalt noch bis zur Abfahrt vom Strand reicht. Endlose Minuten des Bangens und Hoffens… naaaahh eigentlich war’s uns egal. wir hätten den Kanister einfach abgeworfen und Christian seinem Schicksal überlassen.

Dann sahen wir eine Menschenmenge am Strand. Die Abfahrt vom Strand war in greifbarer Nähe. Alle winkten wie wild, vermutlich war eine Erhöhung der Reisegeschwindigkeit auf MACH 2 angemessen.

Mit großen Sprüngen und Drehzahlen außerhalb des hörbaren Bereichs (Drehzahlmesser hat das Schlumpfmobil keinen) holperten wir über die Dünen und kamen auf dem befestigten Untergrund zum stehen. Hooray!

Etwas erleichtert watschelten wir zurück zum Strand um die restlichen Autos bei ihrem Abschluss der Strandfahrt zu bewundern. Wo war eigentlich Mike?

Vereinzelt trudelten die oft steckengebliebenen Autos ein. Dann kam lange nichts. Am Horizont erblickten wir die Fahrzeuge der Organisation… mit Mikes Lupo im Schlepptau.

Au weia

Auch er schaffte es nicht mehr aus eigener Kraft über die Düne. Der Motor war aus und hatte vermutlich Wasser geschluckt. Als sich alle Autos mehr oder weniger heil auf dem Platz gesammelt hatten ging es weiter. Noch 2 kleine Dünen und dann ging es auf befestigte Straße. Die Dünen waren keine große Herausforderung. Das Schlumpfmobil nutzte die Gelegenheit für einen rasanten Sprung.

Jetzt mussten die Reifen wieder auf Normaldruck gebracht werden. Alle holten also ihre kleinen Kompressoren heraus und ein lautes Rattern erklang. Dann entdeckte ich auch endlich etwas, was ich hier, bei so viel Sonne schon lange vermisst hatte: Sonnensalz!

Sonnensalz

Manch Felge überstand die letzten Dünen nicht sonderlich gut.

Felge

Ich schlenderte ganz nach vorn zu Mike und musste um 17:10 Uhr Ortszeit den Tod des Lupo feststellen. Alle Köpfe waren voll mit Wasser. Die Wiederbelebungsversuche scheiterten. Ein trauriger Moment. Der Lupo wird auf jeden Fall bis Nouakchott geschleppt. Aber nicht nur er. Während des Aufpumpens stellte ein Auto nach dem anderen den Dienst ein. Kurz vor Abfahrt hängten wir den Opel der Crazy Docs an des Schlumpfmobil. Auch er wollte nicht mehr anspringen. Der Einbruch der Dunkelheit machte die Abschleppaktionen nicht einfacher. Es waren immer noch 100 km bis Nouakchott. Die Kolonne teilte sich und das Schlumpfmobil führte den zweiten Teil an. Die Geschwindigkeit von 65 km/h gaben wir als Abschleppfahrzeug vor. Bei den gut ausgebauten Straßen und ohne Bremskraftverstärker im abgeschleppten Auto ging nicht mehr. Es war nun auch stockdunkel. Kein Grund für die Einheimischen ihr Licht am Auto anzuschalten.

Dann tauchte plötzlich ein Dromedar mitten auf der Straße auf. Dieses überquerte fast schon parademäßig die unbeleuchtete Straße. Per Funkt wurden die nachfolgenden Fahrzeuge gewarnt. Alles ging gut.

Christians BMW lief überraschend gut. Ich fragt mich welches Teil wohl als nächstes den Dienst quittiert. Uns kam ein LKW entgegen und kurz darauf der Funkspruch von Christian, welcher diese Frage beantworten sollte: hab keinen Spiegel mehr, gerade den LKW touchiert.

Also Anhalten und Fahrerwechsel. Auf den Spiegel hätte ich nicht getippt. Immer noch 60 km bis zum Ziel. Uns fiel auf, dass im Roadbook keinerlei Koordinaten für den Campingplatz zu finden waren. Auch die Teilnehmer im Funk wussten nicht wo er genau zu finden war. Wir hofften also auf irgendjemand am Straßenrand der uns in die richtige Richtung schickt.

Noch 20 km, alle Fahrer waren angespannt und versuchten ihre Konzentration aufrecht zu erhalten. Dann überholte uns ein Fahrzeug der Organisation. Juhu! Die müssen ja wissen, wo es lang geht.

Dann war es geschafft. Am Straßenrand warteten die Militärkollegen mit Warnblinkanlage. Wir bogen rechts ab und holperten bis zum Strand. Mike war eher da und reservierte uns ein großes Zelt. Sah gemütlich aus. Noch schnell was gefuttert und dann auf’s Ohr gehauen.

War doch etwas anstrengender als gedacht. Morgen ist hier Ruhetag. Den Strand genießen und vielleicht mal in die Stadt schauen. Mike war sichtlich geknickt und wollte auch nur noch schlafen.

Etappenlänge 134.11 km
Dauer 5 h 21 min
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) 25.01 km/h
min. Höhe 0 m NN
max. Höhe 42 m NN
Höhenmeter hoch/runter 611 m / 613 m

Mauretanien IV - Nouakchott Route

Mauretanien IV - Nouakchott

March 13, 2016

Tag 15 - Mauretanien III/Mauretanien IV

Um 9oo Uhr ging es pünktlich zur Startaufstellung. Die ersten 4 km führten durch Tiefsand. Die PKWs durften zuerst, danach folgten die Busse, also z.B. das Schlumpfmobil, und zu guter Letzt die Allradfahrzeuge. Mit Bravur bewältigten alle die erste Anhöhe. Unterwegs traf man auf allerlei interessante Sachen, hauptsächlich Stoßstangen. Die von Christians BMW war auch dabei.

Beim nächsten Sammelpunkt wurden schnell Notlackierungen durchgeführt, damit die abgerissenen Stoßstangen nicht ganz so stark auffallen. Christian platzierte seine verlorene Stoßstange erstmal auf dem Beifahrersitz… zum Kuscheln. Auf Teamseite gab es keine Einsandungen, selbst Mike kam gut durch.

Stossstange

Neben einer Dromedarherde trafen wir auch Rallyeteilnehmer, deren Kleidung für etwas Verwirrung sorgte.

Dromedarherde

Verwirrte

Weiter ging’s bis zum nächsten Sammelpunkt. Auf halber Strecke blieb der BMW stehen. Wir hielten knapp daneben an um unserer Schadenfreude Ausdruck zu verleihen und anschließend zu helfen. Der Unterbodenschutz hatte sich verbogen und diente nun als Schiebeschild. Aus rechtlichen Gründen kann ich leider kein Foto des komplett verwundenen Bleches zeigen, die Eingeweihten wissen warum.

Unterboden

Mit einer ausgeliehenen Flex wurde das Blech so schnell wie möglich vom Fahrzeug getrennt. Abschrauben war nicht so einfach, da die Schrauben eingeklebt waren und man im Tiefsand schlecht unter das Auto kommt. Alles wieder fahrbereit und weiter geht’s.

Etwa 500 Meter später stand der BMW wieder und Christian tanzte um sein Fahrzeug. In einem waghalsigen Wendemanöver durch sehr tiefen Sand bogen wir in eine Umlaufbahn um den BMW ein. Abermals war das Begleitheft zum Auto Fundamental of Astrodynamics hilfreich. Trotz Widersprüche zwischen Pilot und Missioncommander sandeten wir uns nicht ein. Die Pilotin entschied operativ richtig. Wir blieben in Funkreichweite zum BMW. Christian teilte uns mit, dass der Stoßdämpfer hinten rechts rausgesprungen war. Egal, weiter bis zum nächsten Sammelpunkt.

stossdämpfer1

stossdämpfer2

In Rekordzeit wurde dort der betroffene Stoßdämpfer entfernt, braucht ja eh niemand. Dabei stellten die Monteure fest, dass auch die Achsmanschette betroffen war. Dies ist wesentlich kritischer. Wenn die Achse nicht mehr geschmiert wird und dadurch fest geht könnte dies das Aus für den BMW bedeuten. Wie im Reparaturhandbuch vorgeschrieben nutzte Holger eine genormte Plastiktüte, Kabelbinder und Panzertape um den Ölverlust zu stoppen. Wir mussten uns beeilen, da der folgende Streckenabschnitt nur bei Ebbe befahrbar ist.

Fischerdorf

Wir rasten also weiter durch ein Fischerdorf und machten dort eine Mittagspause bis zum Einsetzen der Ebbe. Wir nutzten die Gelegenheit um ein paar Geschenke zu verteilen und bekamen sogar ein paar Knabbereien zurück. Die Auffahrt zum Strand galt unter den Veteranen als besonders tricky.

Kurz vor Start gegen 15oo Uhr wurde die Route nochmals geändert. Die Wüstenführer hatte eine bessere Stelle gefunden. Nach und nach verschwanden die Autos hinter der Düne. Zürst die PKWs, dann waren wir dran. Alles easy. Also wir über die Düne schossen mussten wir so spät wie möglich vor dem Wasser abbiegen um nicht stecken zu bleiben. Geschafft.

Als alle Autos auf dem Strand waren ging es weiter Richtung Nachtlager. Die Autos fuhren nur wenige Meter vom Wasser entfernt die letzten 15 km. Manch einer touchierte trotz Warnung vor dem Salzwasser und dessen negativen Effekt auf alle Fahrzeugkomponenten die Wasserlinie. So auch das Schlumpfmobil. Nicht beabsichtigt, ein Resultat einer Unachtsamkeit des Fahrzeugführers. Am Nachtlager angekommen, fuhren wir rückwärts bis über die Flutgrenze.

Fisch

Mike organisierte während der Fahrt am Strand ein paar frisch gefangene Fische. Diese sollten unser Abendbrot werden. Holger kümmerte sich um die Zubereitung und Christian begann mal wieder seinen BMW auseinander zu nehmen.

BMW

Aus den Leinwandhalterungen bastelte er übergroße Unterlegscheiben. Das Domlager war herausgerissen. Bernd schaute auch wieder vorbei und bot an den Dom zu schweißen. Gesagt, getan. Die Schweißfackel erhellte nach Sonnenuntergang das Heck des BMW.

Domlager schweißen

Das Lager sah mit den selbstgebastelten Kraftverteilern zwar etwas merkwürdig aus, aber stabil war es. Wir bauten den BMW also wieder zusammen und sind zuversichtlich, dass Christian die letzten km auf der Buckelpiste übersteht.

Da wir morgen auf die Ebbe warten müssen und erst gegen 15oo Uhr starten können bot der Abend die richtige Gelegenheit um diverse geschmuggelte Güter zu konsumieren.

Sonnenuntergang

Etappenlänge 79.57 km
Dauer 7 h 16 min
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) 10.95 km/h
min. Höhe 0 m NN
max. Höhe 33 m NN
Höhenmeter hoch/runter 450 m / 460 m

Mauretanien III - IV Route

Mauretanien III - IV

March 12, 2016

Tag 14 - Mauretanien II/Mauretanien III

Bei Windstärken oberhalb der anerkannten Messskala transformierte sich das Schlumpfmobil in ein Römisches Badehaus. Wir bauten die Campingdusche auf und nahmen diese das erste Mal in Betrieb. Erfolgreich konnte damit die oberste Sandschicht abgekerchert werden. Wir starteten dann mit leichter Verspätung die heutige Etappe.

Was auch immer am BMW gebrannt hat ist nun verschwunden. Es konnte keine ungewöhnliche Rauchentwicklung mehr festgestellt werden. Es ging gut vorran und es gab nur wenige Einsandungen. Bis zum ersten größeren Stop. Mike war verschwunden. Wir sahen ihn vorher noch fröhlich Kreise drehen. Wir vermuteten eine Einsandung.

Nach einer ganzen Weile schlug er dann etwas frustriert auf. Das Antriebsrad der Servopumpe ist abgerissen. Der Flachriemen übertrug dadurch keine Kraft mehr auf die Wasserpumpe und Lichtmaschine.

Au weia

Die Servopumpe ist zuvor ausgefallen und ging nun fest. Die Kraft reichte dann um das Antriebsrad der Pumpe etwas unelegant von der Antriebswelle zu lösen. In der Zwischenzeit füllte Christian mal wieder Wasser in seinen Kühler. Der BMW hielt sich vorschriftsmäßig an die 6 Liter trinken pro Tag… vielleicht etwas mehr.

Mechanikusse

Der Hohe Rat der Kfz-Mechanikusse sammelte sich um Mikes Lupo. Das ein oder andere Mal fiel auch das Wort Notschlachtung. Was tun? Auf die Servopumpe kann man ohne Probleme verzichten. Ohne Lichtmaschine geht es zur Not auch. Aber die Wasserpumpe ist essentiell um weiter als ein paar Meter zu kommen. Es wurden also sämltliche Ersatzriemen der Rallyeteilnehmer eingesammelt. Eventuell läßt sich der Riemen anders legen um mit einem etwas kürzeren alle Geräte anzutreiben. Es fehlte ja nur die Servopumpe und das Rad war ja auch schon aus dem Weg geräumt.

Servopumpe1

Alle zu kurz oder zu lang. Nichts passte. Die an der Operation beteiligten Ärzte waren sich uneinig über die optimale Prozedur um den Riemen zu tauschen. Rohe Gewalt half auch nicht wirklich. Aus Minuten wurden Stunden und die Sonne schien als hätte sie überhaupt nichts damit zu tun. Das Arschloch.

Servopumpe2

Verzweiflung machte sich breit. Selbst die Umlenk- und Spannrollen von Ralphs Werkstatt konnten nicht eingesetzt werden, um die zu langen Riemen doch irgendwie reinzufummeln. Es fehlten immer ein paar cm. Die ersten Operanten verließen den OP-Saal. Aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Pappkarton mit weiteren Riemen auf. Einer davon war etwas näher am Soll von 1000 cm aber immer noch 6 cm davon entfernt. Mit letzter Kraft wurde der Riemen um alle Rollen gelegt. Geschafft.

Die Wasserpumpe drehte sich jetzt allerdings in die andere Richtung. Abermals war der Hohe Rat in zwei geteilt. Einige waren sich sicher, dass dies kein Problem darstellt, während andere dem Auto nur ein paar hundert Meter bis zum Kochen gaben. Eine andere Lösung gab es nicht, also wurde das Auto wieder komplett zusammengesetzt und der Tross packte sein Lager zusammen und begab sich wieder auf die Piste.

Der erste Kilometer war geschafft und Mikes Temperatur war innerhalb normaler Parameter. Ausgezeichnet.

Aber dann war es auch schon wieder soweit und die ersten Kollegen steckten mit ihren Autos im Sand fest.

Danach schafften wir noch ein paar Meter und suchten uns einen Platz für das Nachtlager. Während sich Linda um unser leibliches Wohl kümmerte und einen Topf Nudeln kochte, fuhr der Rest schweres Gerät auf um das Kühlerproblem beim BMW endlich richtig zu lösen.

Im Planungsbüro tüftelten Bernd vom Team Schwaben Spätzle und Holger an einem metallischen Ersatz für den zerbrochenen Kühlerstutzen. Nachdem der Plan stand kam endlich die Flex zum Einsatz. Mittlerweile war es auch schon etwas dunkel, so dass Holger durch geschicktes Hantieren die Funken schön in Szene setzen konnte. Selbstverständlich geschah dies unter Einhaltung sämlicher Sicherheitsbestimmungen… räusper.

Flex

Eine leere Bierdose musste als Windschutz herhalten und dann wurde im Schlumpfmobil das Schweißgerät gezündet. Bernd produzierte die bereits aus 2014 bekannten Lehrbuchschweißnähte. Das Schauspiel war durchaus sehenswert. Die kurzen Rufe von Holger Aua aua aua heiß heiß! ließen auf eine unzureichende Wärmeisolierung zwischen Zange und Hand schließen.

Schweissen

Schweissen2

Schweissen3

Schweißen, Flexen und nachdem Mike schnell eine Dose Ananas geleert hat konnte nochmal das Schweißgerät gezündet werden. Der Gummischlauch konnte nach etwas Folter im Wasserbad auch dazu überredet werden auf den neuen Stutzen zu passen.

Der Kühler sollte jetzt wieder dicht sein. Alle waren zufrieden und zuversichtlich. Doch etwas fand bisher keine Beachtung: Christian hat bisher nur Wasser nachgefüllt, der Frostschutz ist nun nicht mehr gewährleistet. Ob er damit bis nach Gambia kommt ist weiterhin fraglich.

Etappenlänge 80.62 km
Dauer 8 h 42 min
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) 9.26 km/h
min. Höhe 10 m NN
max. Höhe 49 m NN
Höhenmeter hoch/runter 470 m / 508 m

Mauretanien II - III Route

Mauretanien II - III

March 11, 2016
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