Schon gegen 7oo Uhr klingelte der Wecker. Schnell noch einen Kaffee
organisiert und dann traten die Rallyeteilnehmer die letzte Fahrt in
ihren Autos an. Ein paar Kilometer entfernt befindet sich das Stadion
in dem die Autos heute versteigert werden. Kaum hatten sich alle Autos
aufgestellt wuselten auch schon die ersten Interessenten umher. Es war
noch etwa eine Stunde bis zum Beginn der Auktion. Kurz vor Start
bezogen alle Teilnehmer, also Autobesitzer und Bieter, den Platz vor
dem Eingang des Stadions. Dort sollte jedes Auto zur Versteigerung
vorfahren. Das erste stand schon da und die ersten Gebote wurden
angenommen. Man erkannte sofort wer es ernst meinte und wer hier nur
aus Spaß mitbietet. So erlaubte sich auch Christian ein waghalsiges
Gebot von 400 Dalasis abzugeben… er bekam den Zuschlag und hatte das
erste Auto ersteigert. Sichtlich überrascht, aber mit einem lächeln,
trug er das Auto vom Platz und verschenkte es anschließend an einen
Mitbieter, der vermutlich bessere Verwendung dafür hat.
Teilweise wurden überraschende Summen geboten, aber die meisten Autos
gingen für 1500 bis 2000 EUR über die Theke. Einen Rekordpreis
erzielte der Iveco. Als Chrisitans BMW an der Reihe war, fuhr er ihn
mit passender Musik vor, erntete dafür Applaus und wartete auf die
ersten Gebote. Für 67000 Dalasis (1488 EUR) wechselte der BMW mit
Schallantrieb den Besitzer.
Es gab Zeiten, da hätte keiner mehr daran geglaubt, dass der BMW es
bis zur Versteigerung schafft. Zufrieden mit der erzielten Summe
beobachteten wir die letzten Versteigerungen. Nur wenige Autos mussten
sofort übergeben werden. Der Rest darf, unter eigener Verantwortung,
noch für die nächsten Tage von den Teams genutzt werden.
Am Abend machten wir einen Ausflug in das Nachtleben von Banjul,
beließen es aber vorerst bei einem Abendessen.
Morgen schauen wir uns noch 3 Hilfsprojekte an und beenden den
offiziellen Teil der Rallye mit einer Abschlußparty im Blue
Kitchen.
March 20, 2016
Der Tag fing wie gewohnt mit einem entspannten Frühstück an. Linda
ging es nicht sonderlich gut, darum beschlossen wir den Tag bis zum
Fußballspiel im Hotel zu verbringen. Mike und Chrisitan taten es uns
gleich. Holger fuhr aber mit dem Schlumpfmobil seine Runde.
Die erste Tagesaufgabe bestand darin Geld zu tauschen und Trinkwasser
zu organisieren. Kaum hatten wir das Hotel verlassen lernten wir auch
den nächsten Gambianer kennen: Alpha Romeo. Er betreibt einen
Fahrradverleih und berichtete von den ausgezeichneten Partys in den
nächsten Tagen. Nachdem wir Wasser organisiert hatten setzten wir uns
noch für ein paar Minuten in sein Office, Oder wie er es nennt seinen
Karton. Christian stoß dann auch zu uns und ließ sich von Star Man
sein Handyguthaben aufladen, sehr abenteuerlich.
Neben Affen und Katzen tummeln sich auch allerlei andere Tierchen auf
dem Hotelgelände. Eines dieser Exemplare nutze die letzte Nacht um uns
einen schönen Haufen auf den Balkon zu setzen. Kriebeln.
Am späteren Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum
Fußballspiel. Nachdem wir falsch abgebogen waren und am Strand
landeten fanden wir mit Hilfe der ortskundigen DBO-Mitarbeiter das
Stadion. Auf dem Fußballplatz empfang man die Teilnehmer mit den
typischen Trommelklängen. Der Zustand des Platzes war… bespielbar,
aber erinnerte stark an ein Spielfeld aus NES World Cup Soccer.
Der Schiedsrichter bat die Spieler in ihren neuen Trikots auf den
Platz und kurz darauf erklang der Anpfiff. Gespielt wurde 2 x 20
min. Für das Rallyeteam stand nach wenigen Minuten bereits fest, dass
20 Minuten in der afrikanischen Sonne nicht einfach werden wird. Das
Fußballspiel nahm seinen Lauf und es vielen auch ein paar Tore. Ich
war durch die Situation drumherum etwas abgelenkt. Da gab es
z.B. keinerlei Spielfeldmarkierung auf dem Sandplatz. Dennoch pfiff
der Schiedsrichter Seiten- und Toraus. Abgesehen von dem einen
11-Meter pfiff er das gesamte Spiel von der Mittellinie (zumindest
stand er da wo ich sie vermutete). Auch ein Telefonat meisterte er
bravorös neben seiner Pfeifentätigkeit. Auf dem Platz tummelten sich
nicht nur die Spieler und ein Ball. Die drei Hühner die quer über das
Feld spazierten ließen sich von dem Fußballspiel nicht stören.
Das Rallyeteam verlor 4 zu 3 gegen die Gambia Jugendauswahl.
Morgen findet die Versteigerung der Autos statt. Also wieder zeitig
aufstehen und vermutlich den ganzen Tag in der Sonne sitzen. Das
Schlumpfmobil wird als Servicefahrzeug nicht mit versteigert und wird
hier Teil der LKW-Werkstatt.
March 19, 2016
Sehr gut erholt schlenderten wir zum Frühstück. Neben exotischen
Säften (Baoback) gab es auch wieder erträglichen Kaffee. Um 11oo Uhr
sollten wir im DBO HQ sein. Das Briefing für die nächsten Tage stand
an. Uns war zeitig klar, dass wir wohl nicht pünktlich sein
werden. Also haben wir in Ruhe noch unsere dreckige Wäsche sortiert
und zum Waschen abgegeben. Schnell noch 20 Euro getauscht und dann zum
Taxi Dude. Dieser vermittelte uns zum wohl gechilltesten Taxifahrer
Gambias: Size. Entspannt fuhren wir also zum DBO Hauptquartier.
Wir kamen gerade noch rechtzeitig. Viele neue Infos gab es allerdings
nicht. Heute das Auto leer räumen, morgen ein paar Charityprojekte
anschauen und gegen Abend ein Fußballspiel: Gambia Auswahl gegen
Rallye Auswahl. Wir werden unsere Kühlbox mit Isotonischen Getränken
füllen und auch die Campingdusche bereit halten.
Am Sonntag findet die Versteigerung der Autos statt und Montag folgen
weitere Hilfsprojekte und die große Abschlussparty.
Heute hatten wir bereits die Gelegenheit einen Blick in die
LKW-Werkstatt und die daneben neu gebaute
Schreinerausbildungswerkstatt zu werfen. Alle Autos, die
Schönheitsreparaturen brauchten trafen sich dort. So auch Christian,
der seine Stoßstange wieder am Fahrzeug befestigte. Potentielle Käufer
des lautesten Autos der Rallye hat er an unserem Hotel Lemon Creek
auch schon gefunden.
Ich staunte heute nicht schlecht, als mich eine Frau ansprach und
gefragt hat ob mein Pap Zeit hat, er hat ja was für sie dabei… woher
kannte sie mich denn? Wie sich herausstellte handelte es sich um Miro,
die Ex-Frau von Fritz, von dem wir die 5 Kartons in Spanien zugeladen
hatten. Die Übergabe wird vermutlich am Dienstag stattfinden.
Den Abend lassen wir bei warmen Buffet im Blue Kitchen ausklingen.
March 18, 2016
Spätestens als Christian seinen BMW startete war auch der letzte
erwacht und die Autos rollten in Startaufstellung. Passend dazu
erklang im Schlumpfmobil das Lied Drunken Lullabies. Wir werden uns
heute auf Irish Folk Punk beschränken.
Mit einer Verspätung von 17 Minuten starteten wir zur letzten
Etappe. Gerade so konnte die Kolonne durch St. Louis zusammen gehalten
werden. Beim Sammelpunkt außerhalb der Stadt warf Christian mal wieder
einen prüfenden Blick unter sein Auto… oder wollte er nur wieder am
Auspuff schnuppern?
Die Leitung eines fast umfallenden Strommastens versperrte eine
Fahrspur und überall im Land gab es Demonstrationen/Kundgebungen zum
bevorstehenden Referendum. El Presidente vom Senegal hat vorgeschlagen
die Amtszeit von 7 auf 5 Jahre zu verkürzen. Eine überweltigende
Mehrheit der Bevölkerung schien dafür zu sein. Bei oberflächlicher
Betrachtung eines Außenstehenden fand ich keine Gründe die Dagegen
sprechen würden.
Die Fahrt war relativ ereignislos. Ich wartete auf den Funkspruch von
Christian, dass sich wieder eine Kernkomponente des BMW in Luft
aufgelöst hat. Vergeblich.
-
Bei der Einfahrt in die nächste größere Stadt, deren Name mir gerade
entfallen ist, kam der Konvoi zum Stehen. Der Grund war mal wieder
eine Pokizeisperre. El Presidente hatte sich, genau wie der
Rallyetross, vom St. Louis hierhin bewegt. Vermutlich um uns zu
empfangen. Wir warteten also geduldig ein paar Minuten und dann ging
es weiter.
Zwischenzeitlich wurden 3 PKWs abgeschleppt. Für Reparaturen auf der
letzten Etappe war wegen dem engen Zeitplan und der Ungewissheit über
den Zustand der Fähren keine Zeit. Alles was sich nichtmehr aus
eigener Kraft bewegen konnte wurde erstmal angehängt. So überwanden
wir auch eine kleine Baustelle von 40 km Länge und standen endlich an
der Grenze nach Gambia.
Die Abfertigung war ein Kinderspiel. Endlich ging es weiter zum
Fährhafen. Auch hier konnten die Autos schnell und fast ohne
Zwischenfall abgefertigt werden. Nur ein Iveco verkeilte sich bei der
Auffahrt. Die Hinterachse hing in der Luft und aus eigener Kraft war
an kein Weiterkommen zu denken. Unsere Fähre fuhr inzwischen los.
Linda überkam spontanes Unwohlsein in der Magengegend und sie verließ
das Auto um die Fische besser füttern zu können. Die Überfahrt war
nicht sehr lang und die Fütterung konnte abgewendet werden. Auf der
anderen Seite angekommen reihten wir uns wieder in die Rallyekolonne
ein. Nach einer Weile tauchten auch die restlichen Autos auf,
inklusive dem Iveco. Wie dieser genau aus den Fängen der Fährauffahrt
befreit werden konnte ist uns noch nicht bekannt. Die Hitze war
inzwischen auch unerträglich. So stand das aber nicht im Prospekt.
Ab jetzt ging es auf gut ausgebauten Straßen bis nach Banjul. Geführt
von einer Polizeieskorte mit Blaulicht und Sirene konnten wir die
zahlreichen Polizei- und Militärkontrollen ohne Anhalten
passieren. Bis auf eine.
Wir mussten stoppen. Der vermutlich ranghöchste Polizist im
Führungsfahrzeug stieg aus und diskutierte lauthals mit dem Chef des
Militärcheckpoints. El Presidente, diesmal der von Gambia, war auf dem
Weg nach Hause und wir sollten hier warten, bis dieser an der vor uns
liegenden Kreuzung abgebogen ist. Na toll.
Fünf Minuten später hieß es plötzlich wir dürfen weiter
fahren. Einzige Anweisung war, dass sobald das Führungsfahrzeug der
Präsidentenkolonne zu sehen war müssen alle Fahrzeuge sofort die
Straße verlassen, anhalten und ihr Licht dimmen. Klingt machbar. Alle
Fahrer wurden gebrieft und wir fuhren weiter. Etwa eine halbe Stunde
später war es dann soweit. Ein Polizeiauto, ebenfalls mit Blaulicht
und Sirene kam uns entgegen und kündigte die besagte Kolonne an. Alle
Rallyeautos bogen auf den Standstreifen ab. Alle… alle bis auf
eines.
Die Besatzung des Führungsfahrzeugs inklusive einiger Militärs sind
sofort nach Anhalten ausgestiegen. Plötzlich raste eines der
Rallyeautos an uns vorbei. Vermutlich wollten diese sich den besten
Platz am Kopf der Kolonne sichern. Wildes Winken und Schreien der
ausgestiegenen Orgs und Polizisten half nicht. Das Auto Bog vor dem
Führungsfahrzeug ein. Ein metallisches klicken war zu hören. Das Auto
Stand. Immernoch Brüllten die leitenden Schirmmützenträger
durcheinander.
Kurz darauf war klar was passiert war. Die Straße war nicht beleuchtet
und alle anderen Autos hatten ihr Licht bereits gelöscht. Das
überholdende Fahrzeug fuhr beim einbiegen vorn fast einen der Militärs
über den Haufen und verbog dabei den Lauf seiner Kalaschnikov. Das
metallische Klicken war das fertigladen selbiger Waffe.
Klasse.
Während wir immernoch auf El Presidente warteten wurde die Sache mit
der kaputten Waffe geklärt. Wie? Na klar, einfach kaufen das Ding.
Sagmal, was ist eigentlich der größte Geldfresser bei so einer
Rallye?
Die Kalaschnikov.
Es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit bis uns El Presidente mit
seiner etwa 10 Fahrzeugen (zwei davon Stretch HUMMER) beehrte. Kurz
vor durchfahrt wurden wir von einem Soldaten aufgefordert das Auto zu
verlassen, zu lächeln und zu winken. Geeeeenau…
Danach ging es zügig weiter. Es waren immernoch ca. 60 km bis zum Blue
Kitchen wo unser Abendbrot auf uns wartete.
Der Rest der Fahrt war anstrengend aber ohne Zwischenfälle. Man
empfang uns mit afrikanischem Trommelsound und wir futterten
genüsslich unseren Teller Spaghetti. Danach fuhren wir noch in unser
Hotel und bezogen Zimmer.
Ab ins Bett.
Aufgrund einer Fehlfunktion bei der Stromversorgung fehlt der letzte
Streckenabschnitt in unseren bis jetzt lückenlosen Aufzeichnung.
(Bilder folgen in den nächsten Stunden, Holger ist gerade verschwunden
und trägt die Kamera bei sich).
Etappenlänge |
401.92 km (+ ?? km) |
Dauer |
12 h 30 min (+ ca. 4h) |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) |
32.14 km/h |
min. Höhe |
1 m NN |
max. Höhe |
69 m NN |
Höhenmeter hoch/runter |
1913 m / 1913 m |
March 17, 2016
Heute war wieder ein Ruhetag angesetzt. Gut ausgeschlafen genossen wir
das Frühstück mit einem schrecklichen Kaffee. In Marokko ging das
besser.
Die Lichtmaschine am Schlumpfmobil machte uns immernoch Sorgen. Die
Kühlbox war kurz davor die wertvollen Güter nichtmehr zu kühlen. Aber
wir hatten da ja noch den zu Beginn der Rallye erworbenen Regler. Wenn
dieser Defekt ist besteht eine gute Chance auf Heilung. Die bekannte
Spontane Selbstheilung nach einer Nacht Ruhe war nicht
eingetreten. Also legte sich Holger unter körperlichen Anstrengungen
die sonst nur ein Leistungsportler ertragen muss unter das
Schlumpfmobil.
Der Unterbodenschutz war schnell demontiert und der Regler
ausgebaut. Nach kurzer Betrachtung war für mich klar: Jap, das kann
si nichtmehr gehen. Der Regler war an fast allen Stellen
korrodiert. Ein Sand-Salz Gemisch verhinderte außerdem, dass die
Federn der Kohlekontakte ihre Wirkung entfalten konnten. Vermutlich
hatten diese also gar keinen Kontakt mehr.
Nachdem der Regler getauscht wurde kam auch gleich die erlösende
Nachricht aus dem Maschinenraum: Alles wieder OK. Super, wir hatten
wieder Strom.
Die Tagesaufgabe war somit noch am Vormittag erledigt und wir konnten
ein paar ruhige Stunden genießen. Linda, Mike und Caro begaben sich
abermals auf eine abendteuerliche Taxifahrt in das Zentrum der
pulsierenden Weltmetropole. Ich genoß inzischen ein bis elf La
Gazelle Bier. Denn Schnell noch ne Gazell war hier Lebensmotto.
Voller Begeisterung kam Linda zurück und berichtete, dass sie einen
Schneider fand, der ihr für 40 EUR bis heute Abend 19oo Uhr ein Kleid
schneidert. Er konnte ebenfalls glaubhaft vermitteln, dass er an Hand
einer Zusammenbauzeichnung die Linda DIN-gerecht auf ein Blatt Papier
kritzelte, verstanden habe was Linda will.
Zum Mittag ließen wir uns ein paar Pommes schmecken und gammelten RUM.
Gegen 18oo beendete Linda ihren Mittagsschlaf und trat erneut die
Reise in die Innenstadt an. In der Zwischenzeit geschah eine
Weltpremiere. Das erste mal in der Rallyegeschichte meldte sich ein
Teilnehmer auf der Rallye für die nächste an. Da scheint jemand Blut
geleckt zu haben.
Da es bereits Nachfragen gab: dem Eulchen geht es gut und ist aus der
Geiselnahme entlassen worden. Dem Geiselnehmer ging das Spezialfutter
(Schnapps) aus und übergab die Geisel aus Gewissensgründen frei.
Zu lang auf mich allein gestellt begann ich mich häuslich einzurichten
und erwarb bei einem Händler dessen Lebensgeschichte ein klasse
Drehbuch eines Hollywood Films sein könnte einen Löffel und eine
Gabel. Glücklicher Weise kehrte Linda kurze Zeit später
freudestrahlend zurück. Das Kleid passt und ist tatsächlich so
geschnitten wie sie es sich vorgestellt hat.
Morgen starten die Motoren bereits um 6oo Uhr. Hoffentlich kommen wir
auch morgen noch am Ziel an um St. Patrick ehren zu können.
March 16, 2016
Eins vorab: bei der heutigen Etappe kam weder Mensch oder Tier zu
schaden.
Wir starteten relativ zeitig (8oo Uhr) nach einem kurzen
Frühstück. Alles war wieder verstaut und der Lupo hing am Seil hinter
dem Schlumpfmobil. Die Fahrt durch Nouakchott war relativ
ereignislos. Das ein oder andere Dromedar, ein paar Esel, eine Art
Müllhalde vor und nach der Stadt und auch ein paar Mauerreste, die mit
Einschußlöchern gespickt waren.
Nach dem ersten kurzen Zwischenstopp wollte Chrisitans BMW nichtmehr
anspringen. War ja auch klar, denn elektrische Probleme hatten wir ja
am BMW bisher nicht. Also schnell angeschoben und es ging erstmal
weiter. Während der Fahrt grübelten wir über die möglichen
Ursachen. Die Straße war für zwei Spuren ausgelegt aber gleichzeitig
mit Löchern versehen, deren Häufigkeit man sonst nur von schweizer
Käsespezialitäten kennt. Alle Autos versuchten also so gut wie möglich
auszuweichen. So auch das Schlumpfmobil.
Ein etwas größerer Bogen nach links, der erste nach dem Stop, wieder
eingeschert und dann ein Ruck. Holger griff zum Funkgerät. Stoooop
STOOOOOP
Aus zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärter Ursache wich Mike
ordnungsgemäß dem Schlagloch aus, scherte aber nicht wieder ein und
kollidierte vorn links mit einem entgegen kommenden PKW. Dieser
versuchte außuweichen und schoss in die Düne. Nur Blechschaden.
Den Ruck, den wir spürten war das gerissene Abschleppseil. Mike Stand
am linken Fahrbahnrand und begann das Rad zu wechseln, die Felge war
hin. Das andere Auto sah etwas schlimmer aus. Es kam ziemlich steil an
einer Düne zum stehen. Die Insassen versorgten wir mit Wasser und
Schatten. Sie waren etwas beruhigt, als sie den Versicherungsschein
von Mike sahen. Jetzt hieß es erstmal Zwangspause bis die Polizei da
ist um den Unfall aufzunehmen.
Eine gute Gelegenheit um was zu futtern und Christians Batterie mit
Cola zu füttern. Der Zuckerspiegel des Autos war im Keller. Vermutlich
hatte der Pluspol der Batterie keinen richtigen Kontakt mehr. Das
Salzwasser-Sand Gemisch war auch nicht wirklich hilfreich. Aber die
Cola sollte es richten und den Pol wieder frei machen.
Die Polizei traf dann auch irgenwann ein. Tobi konnte zum Glück gut
die Ereignisse in französisch schildern. Mittlerweile war auch der
genaue Unfallhergang klar. Mike hatte beim letzten Stop den Schlüssel
abgezogen und nach Weiterfahren das Lenkradschloss nicht wieder
freigegeben. Dieses rastete dann beim Ausweichmanöver ein. Die
Reaktion des Fahres auf der anderen Spur hat schlimmeres
verhindert. Alles ging klimpflich aus und der Lupo war immernoch in
einem abschleppbaren Zustand.
Nachdem sich alle gestärkt hatten, die Polizei den Unfall aufgenommen
hatte und Mike 500 Euro leichter war ging es dann weiter. Der BMW
sprang auch wieder von allein an. (Coca Cola)++. Weiter gings über die
gerade so befahrbare Straße. Es waren noch etwa 180 km bis zum Hotel
in St. Louis. Alle hofften, dass Mikes Pechsträhne nun zu Ende
ist. Der Lupo wurde nun von einem anderen Auto geschleppt.
Die Landschaft änderte sich wieder etwas. Bergauf, bergab und durch
einige kleine Dörfer erinnerte sie wieder etwas an die Fahrt durch das
Atlas Gebirge. Die Höhenunterschiede waren nur wesentlich
geringer. Die größte Gefahr ging von herumstehenden Dromedaren und
Ziegen aus.
Nach einer ganzen Weile war dann wieder Pause angesagt. Als das
Schlumpfmobil am Treffpunkt ankam sahen wir schon wieder Christian an
seinem Auto schrauben. Der Stoßdämpfer hinten links hatte nun das
gleiche Problem wie der hinten rechts. Das Domlager ist
rausgerissen. Sah noch etwas schlimmer aus als beim Rechten. Also
wieder in Rekordzeit den Stoßdämpfer ausbauen und erstmal in den
Kofferraum werfen. Bis St. Louis musste es ohne gehen.
Die Veteranen berichteten mehrfach von der Horrorstrecke am Damm
entlang bis zur Grenze nach Senegal. Die Strecke von ca. 40 km war vor
zwei Jahren unglaublich schwer befahrbar und mit einem verschlammten
Feldweg zu vergleichen auf dem etwa 30 Radlader ein Rennen gefahren
hatten. Wir waren gespannt.
Bevor es auf den Damm ging wurde die Straße etwas besser. Noch ein
Stop um wieder alle Autos zu sammeln und Christians Batterie noch
einen Schluck Cola zu gönnen. Etwa zu diesem Zeitpunkt meldete sich
eine alte Bekannte: die Batterieleuchte des Schlumpfmobils. Wir fuhren
auf Batterie, die Lichtmaschine lieferte keinen Strom mehr. Awwww
maaaan.
Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Hellen in St. Louis ankommen ging
gegen 0. Die Anspannung des Teams glich einem überspannten Bogen aus
Fichte.
Ab gings auf den Damm. Die Fahrbahn war nicht optimal aber keinesfalls
zu schlimm wie beschrieben. Alle waren erleichtert und beobachteten
die dort heimische Tierwelt. Hakuna matata.
Nach dem Damm folgte die Grenze. Zu Beginn der Etappe wurden bereits
alle Pässe eingesammelt um die Abfertigung zu beschleunigen. Nach
kurzer Wartezeit durften wir die Grenzbrücke überfahren. Die Einreise
war noch unproblematischer. Wir hatten dennoch etwas Zeit und warteten
auf alle Rallyeteilnehmer.
Einige nutzten die Gelegenheit um Ballast abzuwerfen und den Kindern
eine kleine Freude zu machen.
Bevor es weiter ging berichtete man uns, dass wir in St. Louis
wahrscheinlich nochmals aufgehalten werden, da El Presidente gerade
die Stadt besucht… das wäre nun wirklich nicht notwendig gewesen. In
Kolonne ging es bis in die Stadt. Ein paar Straßensperren verhinderten
den direkten Weg zum Hotel zu nehmen. Halb so wild. Den
Sonnenuntergang erlebten wir wieder an der richtigen Stelle.
Es gab keine weiteren Zwischenfälle und durch den kleinen Umweg hatten
wir gelegenheit einiges von St. Louis zu sehen und gleichzeitig die
berauschende Seeluft zu genießen. Pfui Deifl!
Einige Grafities an Straßenschildern und Häuserwänden berichteten von
einer BMW Gang. Es dauerte nicht lang bis Christians Auto Bewundere
fand. Ich denke sie vermuteten eine Höllenmaschine mit 8 oder mehr
Zylindern hinter dem Sound des Autos. Wenn die wüssten, das da nur der
Auspuff fehlt.
Am Hotel angekommen bezogen wir Zimmer und ließen uns das Abendbrot
schmecken. Morgen ist Ruhetag angesagt… also wieder an den Autos
basteln. Ohne Lichtmaschine wird die letzte Etappe fast
unmöglich. Fahrt in Dunkelheit und es wird von einer Dauer um die 16
Stunden ausgegangen. Mal schauen.
Mikes Lupo ist offiziell nicht nach Senegal eingereist. Er wird hier
irgendwann und irgendwo einen neuen Besitzer finden. genaueres wissen
wir noch nicht.
Etappenlänge |
296.59 km |
Dauer |
11 h 55 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) |
24.86 km/h |
min. Höhe |
0 m NN |
max. Höhe |
35 m NN |
Höhenmeter hoch/runter |
1330 m / 1334 m |
March 14, 2016
Nach der verrückten Nacht gestern war heute ein Ruhetag angesetzt. Und
diesmal sollte es wirklich ein Ruhetag sein. Ausgebuzelt ging es zum
Frühstück, diesmal leider ohne richtigem Kaffee. Mike war immernoch
niedergeschlagen aber war dabei die Ereignisse zu verarbeiten.
Den Vormittag nutzen Christian, Linda und Mike um einen Abstecher in
die Stadt zu unternehmen. Sie berichteten von willkürlichen Fahr- und
Parkweisen der Einwohner. Dromedare kreuzten die Straßen, die Hupe lief
heiß. Eine Ziege ließ sich lieber die Plastiktüte schmecken, als die
Leckerlies die darin verpackt waren. Erinnert etwas an unsere Katze.
Die Expeditionsgruppe erfüllte ihre selbstgestellten Aufgaben. Sie
organisierte eine Internetverbindung und frisches Obst. Ich schrieb
zusammen mit Holger die Examensprüfung für die Lehrwerkstatt. In einer
Woche wird diese Holger in Banjul durchführen.
Ansonsten haben wir den Tag in Strandnähe verbracht. Rumgammeln und
Cola trinken. Als ob bei Mike nicht schon genug schief gegangen wäre
musste er heute feststellen, dass seine am Auto montierte Kamera
anscheinend eine besondere Art von SmartCam ist und einfach alte
Videos überschreibt, wenn die Speicherkarte voll läuft. Alle Aufnahmen
bis auf die der letzten 2-3 Tage waren verloren.
Am Abend kam die Botschaft, dass der Lupo von Mike bis St. Louis
geschleppt werden muss. Das Schlumpfmobil wird der Schlepper sein. Da
wir morgen relativ zeitig (8oo Uhr) hier starten müssen, haben wir den
Lupo schonmal in Startposition gerollt. Durch ein Versehen war ein
Gang eingelegt und der Lupo ließ sich schieben… der Motor war also
noch nicht fest. Ein Hoffnungsschimmer?
Schnell war eine Batterie samt Starterkabel organisiert. Mit der
Erwartung eines lauten Knalls gab Holger das Kommando zum Drehen
lassen. Die Glühkerzen waren entfernt und Holger stand zu diesem
Zeitpunkt direkt vor der Motorhaube. Der Motor drehte sich. Eine
Fontäne aus dem Höllengemisch Öl und Wasser schoss mit der Präzision
eines französischen Springbrunnens (?) direkt in das Gesicht des im
Gespräch vertieften Kfz-Meisters Holger. Dieser versuchte durch
unmenschlich klingende Schrei- und Hustversuche die braune Brühe
abzuwehren. Vergeblich. Die Schaulustigen gaben den Versuch das Lachen
zu unterdrücken schnell auf.
Mike drehte die Glühkerzen erstmal wieder in den Motor. Die Hoffnung
stirbt in St. Louis.
March 14, 2016
Heute konnten wir laaaange buzeln. Kein Stress, da die Abfahrt erst
gegen 15oo Uhr stattfinden wird. Wir schnabbulierten das letzte Eis,
nahmen ein erfrischendes Bad im Atlantik und genossen einen frisch
gebrühten Kaffee.
In der Nacht waren einige Spaßvögel unterwegs. Christian hatte
plötzlich 4 platte Reifen und einige andere hat es wohl auch
erwischt.
Etappenziel ist Nouakchott. Dort findet morgen auch ein Ruhetag
statt. Noch 25 km am Strand entlang und dann geht es wieder auf
eine befestigte Straße.
Die letzten Kilometer am Strand gestern waren pure Entspannung. Alle
Rallyeteilnehmer erwarteten eine ähnliche Kaffefahrt bis zur
Straße. Keiner konnte ahnen, dass die Etappe heute die schwierigste
der bisherigen Rallye werden sollte. Als die Ebbe endlich die Straße
am Strand befahrbar machte, fuhren alle Autos in die
Startaufstellung.
Das Schlumpfmobil fuhr im hinteren Drittel. Bereits nach den ersten
Metern war klar: der Strand ist schwer befahrbar. Von rechts das
gefährliche Salzwasser und links wartete nasser Tiefsand nur darauf
die unvorsichtigen Fahrer zu verschlingen. Bereits nach den ersten
Kurven überholten wir eingesandete PKWs. Dann auch an Mike vorbei,
Christian hielt an um ihm zu helfen. Vergeblich.
Stück für Stück grub sich das Schlumpfmobil durch den Sand. Einige
riskante Überhol- und Ausweichmanöver brachten das Fahrzeug fast zum
Stehen. Vollkommen überraschend meldete sich Christian per Funk. Er
hatte wieder aufgeholt und verkündete wie meistens schlechte
Nachrichten: sein Tank ist gleich leer. Der ausfahrbare Tankrüssel und
Stutzen um während der Fahrt zu tanken wurde noch nicht installiert
und das Gelände machte Anhalten unmöglich. Christian rausche vorbei
und fuhr vorne weg. Wir konnten nur hoffen, dass der Tankinhalt noch
bis zur Abfahrt vom Strand reicht. Endlose Minuten des Bangens und
Hoffens… naaaahh eigentlich war’s uns egal. wir hätten den Kanister
einfach abgeworfen und Christian seinem Schicksal überlassen.
Dann sahen wir eine Menschenmenge am Strand. Die Abfahrt vom Strand
war in greifbarer Nähe. Alle winkten wie wild, vermutlich war eine
Erhöhung der Reisegeschwindigkeit auf MACH 2 angemessen.
Mit großen Sprüngen und Drehzahlen außerhalb des hörbaren Bereichs
(Drehzahlmesser hat das Schlumpfmobil keinen) holperten wir über die
Dünen und kamen auf dem befestigten Untergrund zum stehen. Hooray!
Etwas erleichtert watschelten wir zurück zum Strand um die restlichen
Autos bei ihrem Abschluss der Strandfahrt zu bewundern. Wo war
eigentlich Mike?
Vereinzelt trudelten die oft steckengebliebenen Autos ein. Dann kam
lange nichts. Am Horizont erblickten wir die Fahrzeuge der
Organisation… mit Mikes Lupo im Schlepptau.
Au weia
Auch er schaffte es nicht mehr aus eigener Kraft über die Düne. Der
Motor war aus und hatte vermutlich Wasser geschluckt. Als sich alle
Autos mehr oder weniger heil auf dem Platz gesammelt hatten ging es
weiter. Noch 2 kleine Dünen und dann ging es auf befestigte
Straße. Die Dünen waren keine große Herausforderung. Das Schlumpfmobil
nutzte die Gelegenheit für einen rasanten Sprung.
Jetzt mussten die Reifen wieder auf Normaldruck gebracht werden. Alle
holten also ihre kleinen Kompressoren heraus und ein lautes Rattern
erklang. Dann entdeckte ich auch endlich etwas, was ich hier, bei so
viel Sonne schon lange vermisst hatte: Sonnensalz!
Manch Felge überstand die letzten Dünen nicht sonderlich gut.
Ich schlenderte ganz nach vorn zu Mike und musste um 17:10 Uhr
Ortszeit den Tod des Lupo feststellen. Alle Köpfe waren voll mit
Wasser. Die Wiederbelebungsversuche scheiterten. Ein trauriger Moment.
Der Lupo wird auf jeden Fall bis Nouakchott geschleppt. Aber nicht nur
er. Während des Aufpumpens stellte ein Auto nach dem anderen den
Dienst ein. Kurz vor Abfahrt hängten wir den Opel der Crazy Docs an
des Schlumpfmobil. Auch er wollte nicht mehr anspringen. Der Einbruch
der Dunkelheit machte die Abschleppaktionen nicht einfacher. Es waren
immer noch 100 km bis Nouakchott. Die Kolonne teilte sich und das
Schlumpfmobil führte den zweiten Teil an. Die Geschwindigkeit von 65
km/h gaben wir als Abschleppfahrzeug vor. Bei den gut ausgebauten
Straßen und ohne Bremskraftverstärker im abgeschleppten Auto ging
nicht mehr. Es war nun auch stockdunkel. Kein Grund für die
Einheimischen ihr Licht am Auto anzuschalten.
Dann tauchte plötzlich ein Dromedar mitten auf der Straße auf. Dieses
überquerte fast schon parademäßig die unbeleuchtete Straße. Per Funkt
wurden die nachfolgenden Fahrzeuge gewarnt. Alles ging gut.
Christians BMW lief überraschend gut. Ich fragt mich welches Teil wohl
als nächstes den Dienst quittiert. Uns kam ein LKW entgegen und kurz
darauf der Funkspruch von Christian, welcher diese Frage beantworten
sollte: hab keinen Spiegel mehr, gerade den LKW touchiert.
Also Anhalten und Fahrerwechsel. Auf den Spiegel hätte ich nicht
getippt. Immer noch 60 km bis zum Ziel. Uns fiel auf, dass im Roadbook
keinerlei Koordinaten für den Campingplatz zu finden waren. Auch die
Teilnehmer im Funk wussten nicht wo er genau zu finden war. Wir
hofften also auf irgendjemand am Straßenrand der uns in die richtige
Richtung schickt.
Noch 20 km, alle Fahrer waren angespannt und versuchten ihre
Konzentration aufrecht zu erhalten. Dann überholte uns ein Fahrzeug
der Organisation. Juhu! Die müssen ja wissen, wo es lang geht.
Dann war es geschafft. Am Straßenrand warteten die Militärkollegen mit
Warnblinkanlage. Wir bogen rechts ab und holperten bis zum
Strand. Mike war eher da und reservierte uns ein großes Zelt. Sah
gemütlich aus. Noch schnell was gefuttert und dann auf’s Ohr gehauen.
War doch etwas anstrengender als gedacht. Morgen ist hier Ruhetag. Den
Strand genießen und vielleicht mal in die Stadt schauen. Mike war
sichtlich geknickt und wollte auch nur noch schlafen.
Etappenlänge |
134.11 km |
Dauer |
5 h 21 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) |
25.01 km/h |
min. Höhe |
0 m NN |
max. Höhe |
42 m NN |
Höhenmeter hoch/runter |
611 m / 613 m |
March 13, 2016
Um 9oo Uhr ging es pünktlich zur Startaufstellung. Die ersten 4 km
führten durch Tiefsand. Die PKWs durften zuerst, danach folgten die
Busse, also z.B. das Schlumpfmobil, und zu guter Letzt die
Allradfahrzeuge. Mit Bravur bewältigten alle die erste
Anhöhe. Unterwegs traf man auf allerlei interessante Sachen,
hauptsächlich Stoßstangen. Die von Christians BMW war auch dabei.
Beim nächsten Sammelpunkt wurden schnell Notlackierungen durchgeführt,
damit die abgerissenen Stoßstangen nicht ganz so stark
auffallen. Christian platzierte seine verlorene Stoßstange erstmal auf
dem Beifahrersitz… zum Kuscheln. Auf Teamseite gab es keine
Einsandungen, selbst Mike kam gut durch.
Neben einer Dromedarherde trafen wir auch Rallyeteilnehmer, deren
Kleidung für etwas Verwirrung sorgte.
Weiter ging’s bis zum nächsten Sammelpunkt. Auf halber Strecke blieb
der BMW stehen. Wir hielten knapp daneben an um unserer Schadenfreude
Ausdruck zu verleihen und anschließend zu helfen. Der Unterbodenschutz
hatte sich verbogen und diente nun als Schiebeschild. Aus rechtlichen
Gründen kann ich leider kein Foto des komplett verwundenen Bleches
zeigen, die Eingeweihten wissen warum.
Mit einer ausgeliehenen Flex wurde das Blech so schnell wie möglich
vom Fahrzeug getrennt. Abschrauben war nicht so einfach, da die
Schrauben eingeklebt waren und man im Tiefsand schlecht unter das Auto
kommt. Alles wieder fahrbereit und weiter geht’s.
Etwa 500 Meter später stand der BMW wieder und Christian tanzte um
sein Fahrzeug. In einem waghalsigen Wendemanöver durch sehr tiefen
Sand bogen wir in eine Umlaufbahn um den BMW ein. Abermals
war das Begleitheft zum Auto Fundamental of Astrodynamics
hilfreich. Trotz Widersprüche zwischen Pilot und Missioncommander
sandeten wir uns nicht ein. Die Pilotin entschied operativ
richtig. Wir blieben in Funkreichweite zum BMW. Christian teilte uns
mit, dass der Stoßdämpfer hinten rechts rausgesprungen war. Egal,
weiter bis zum nächsten Sammelpunkt.
In Rekordzeit wurde dort der betroffene Stoßdämpfer entfernt, braucht
ja eh niemand. Dabei stellten die Monteure fest, dass auch die
Achsmanschette betroffen war. Dies ist wesentlich kritischer. Wenn die
Achse nicht mehr geschmiert wird und dadurch fest geht könnte dies das
Aus für den BMW bedeuten. Wie im Reparaturhandbuch vorgeschrieben
nutzte Holger eine genormte Plastiktüte, Kabelbinder und Panzertape um
den Ölverlust zu stoppen. Wir mussten uns beeilen, da der folgende
Streckenabschnitt nur bei Ebbe befahrbar ist.
Wir rasten also weiter durch ein Fischerdorf und machten dort eine
Mittagspause bis zum Einsetzen der Ebbe. Wir nutzten die Gelegenheit
um ein paar Geschenke zu verteilen und bekamen sogar ein paar
Knabbereien zurück. Die Auffahrt zum Strand galt unter den Veteranen
als besonders tricky.
Kurz vor Start gegen 15oo Uhr wurde die Route nochmals geändert. Die
Wüstenführer hatte eine bessere Stelle gefunden. Nach und nach
verschwanden die Autos hinter der Düne. Zürst die PKWs, dann waren wir
dran. Alles easy. Also wir über die Düne schossen mussten wir so spät
wie möglich vor dem Wasser abbiegen um nicht stecken zu
bleiben. Geschafft.
Als alle Autos auf dem Strand waren ging es weiter Richtung
Nachtlager. Die Autos fuhren nur wenige Meter vom Wasser entfernt die
letzten 15 km. Manch einer touchierte trotz Warnung vor dem Salzwasser
und dessen negativen Effekt auf alle Fahrzeugkomponenten die
Wasserlinie. So auch das Schlumpfmobil. Nicht beabsichtigt, ein
Resultat einer Unachtsamkeit des Fahrzeugführers. Am Nachtlager
angekommen, fuhren wir rückwärts bis über die Flutgrenze.
Mike organisierte während der Fahrt am Strand ein paar frisch
gefangene Fische. Diese sollten unser Abendbrot werden. Holger
kümmerte sich um die Zubereitung und Christian begann mal wieder
seinen BMW auseinander zu nehmen.
Aus den Leinwandhalterungen bastelte
er übergroße Unterlegscheiben. Das Domlager war herausgerissen. Bernd
schaute auch wieder vorbei und bot an den Dom zu schweißen. Gesagt,
getan. Die Schweißfackel erhellte nach Sonnenuntergang das Heck des
BMW.
Das Lager sah mit den selbstgebastelten Kraftverteilern zwar etwas
merkwürdig aus, aber stabil war es. Wir bauten den BMW also wieder
zusammen und sind zuversichtlich, dass Christian die letzten km auf
der Buckelpiste übersteht.
Da wir morgen auf die Ebbe warten müssen und erst gegen 15oo Uhr
starten können bot der Abend die richtige Gelegenheit um diverse
geschmuggelte Güter zu konsumieren.
Etappenlänge |
79.57 km |
Dauer |
7 h 16 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) |
10.95 km/h |
min. Höhe |
0 m NN |
max. Höhe |
33 m NN |
Höhenmeter hoch/runter |
450 m / 460 m |
March 12, 2016
Bei Windstärken oberhalb der anerkannten Messskala transformierte sich
das Schlumpfmobil in ein Römisches Badehaus. Wir bauten die
Campingdusche auf und nahmen diese das erste Mal in
Betrieb. Erfolgreich konnte damit die oberste Sandschicht abgekerchert
werden. Wir starteten dann mit leichter Verspätung die heutige Etappe.
Was auch immer am BMW gebrannt hat ist nun verschwunden. Es konnte
keine ungewöhnliche Rauchentwicklung mehr festgestellt
werden. Es ging gut vorran und es gab nur wenige Einsandungen. Bis zum
ersten größeren Stop. Mike war verschwunden. Wir sahen ihn vorher noch
fröhlich Kreise drehen. Wir vermuteten eine Einsandung.
Nach einer ganzen Weile schlug er dann etwas frustriert auf. Das
Antriebsrad der Servopumpe ist abgerissen. Der Flachriemen übertrug
dadurch keine Kraft mehr auf die Wasserpumpe und Lichtmaschine.
Au weia
Die Servopumpe ist zuvor ausgefallen und ging nun fest. Die Kraft
reichte dann um das Antriebsrad der Pumpe etwas unelegant von der
Antriebswelle zu lösen. In der Zwischenzeit füllte Christian mal
wieder Wasser in seinen Kühler. Der BMW hielt sich vorschriftsmäßig an
die 6 Liter trinken pro Tag… vielleicht etwas mehr.
Der Hohe Rat der Kfz-Mechanikusse sammelte sich um Mikes Lupo. Das ein
oder andere Mal fiel auch das Wort Notschlachtung. Was tun? Auf die
Servopumpe kann man ohne Probleme verzichten. Ohne Lichtmaschine geht
es zur Not auch. Aber die Wasserpumpe ist essentiell um weiter als ein
paar Meter zu kommen. Es wurden also sämltliche Ersatzriemen der
Rallyeteilnehmer eingesammelt. Eventuell läßt sich der Riemen anders
legen um mit einem etwas kürzeren alle Geräte anzutreiben. Es fehlte
ja nur die Servopumpe und das Rad war ja auch schon aus dem Weg
geräumt.
Alle zu kurz oder zu lang. Nichts passte. Die an der Operation
beteiligten Ärzte waren sich uneinig über die optimale Prozedur um den
Riemen zu tauschen. Rohe Gewalt half auch nicht wirklich. Aus Minuten
wurden Stunden und die Sonne schien als hätte sie überhaupt nichts
damit zu tun. Das Arschloch.
Verzweiflung machte sich breit. Selbst die Umlenk- und Spannrollen von
Ralphs Werkstatt konnten nicht eingesetzt werden, um die zu langen
Riemen doch irgendwie reinzufummeln. Es fehlten immer ein paar cm. Die
ersten Operanten verließen den OP-Saal. Aus dem Nichts tauchte
plötzlich ein Pappkarton mit weiteren Riemen auf. Einer davon war
etwas näher am Soll von 1000 cm aber immer noch 6 cm davon
entfernt. Mit letzter Kraft wurde der Riemen um alle Rollen
gelegt. Geschafft.
Die Wasserpumpe drehte sich jetzt allerdings in die andere
Richtung. Abermals war der Hohe Rat in zwei geteilt. Einige waren sich
sicher, dass dies kein Problem darstellt, während andere dem Auto
nur ein paar hundert Meter bis zum Kochen gaben. Eine andere Lösung
gab es nicht, also wurde das Auto wieder komplett zusammengesetzt und
der Tross packte sein Lager zusammen und begab sich wieder auf die
Piste.
Der erste Kilometer war geschafft und Mikes Temperatur war innerhalb
normaler Parameter. Ausgezeichnet.
Aber dann war es auch schon wieder soweit und die ersten Kollegen
steckten mit ihren Autos im Sand fest.
Danach schafften wir noch ein paar Meter und suchten uns einen Platz
für das Nachtlager. Während sich Linda um unser leibliches Wohl
kümmerte und einen Topf Nudeln kochte, fuhr der Rest schweres Gerät
auf um das Kühlerproblem beim BMW endlich richtig zu lösen.
Im Planungsbüro tüftelten Bernd vom Team Schwaben Spätzle und Holger
an einem metallischen Ersatz für den zerbrochenen
Kühlerstutzen. Nachdem der Plan stand kam endlich die Flex zum
Einsatz. Mittlerweile war es auch schon etwas dunkel, so dass Holger
durch geschicktes Hantieren die Funken schön in Szene setzen
konnte. Selbstverständlich geschah dies unter Einhaltung sämlicher
Sicherheitsbestimmungen… räusper.
Eine leere Bierdose musste als Windschutz herhalten und dann wurde im
Schlumpfmobil das Schweißgerät gezündet. Bernd produzierte die bereits
aus 2014 bekannten Lehrbuchschweißnähte. Das Schauspiel war durchaus
sehenswert. Die kurzen Rufe von Holger Aua aua aua heiß heiß! ließen
auf eine unzureichende Wärmeisolierung zwischen Zange und Hand
schließen.
Schweißen, Flexen und nachdem Mike schnell eine Dose Ananas geleert
hat konnte nochmal das Schweißgerät gezündet werden. Der Gummischlauch
konnte nach etwas Folter im Wasserbad auch dazu überredet werden auf
den neuen Stutzen zu passen.
Der Kühler sollte jetzt wieder dicht sein. Alle waren zufrieden und
zuversichtlich. Doch etwas fand bisher keine Beachtung: Christian hat
bisher nur Wasser nachgefüllt, der Frostschutz ist nun nicht mehr
gewährleistet. Ob er damit bis nach Gambia kommt ist weiterhin
fraglich.
Etappenlänge |
80.62 km |
Dauer |
8 h 42 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) |
9.26 km/h |
min. Höhe |
10 m NN |
max. Höhe |
49 m NN |
Höhenmeter hoch/runter |
470 m / 508 m |
March 11, 2016