Tag 18 - Nouakchott/St. Louis
Eins vorab: bei der heutigen Etappe kam weder Mensch oder Tier zu schaden.
Wir starteten relativ zeitig (8oo Uhr) nach einem kurzen Frühstück. Alles war wieder verstaut und der Lupo hing am Seil hinter dem Schlumpfmobil. Die Fahrt durch Nouakchott war relativ ereignislos. Das ein oder andere Dromedar, ein paar Esel, eine Art Müllhalde vor und nach der Stadt und auch ein paar Mauerreste, die mit Einschußlöchern gespickt waren.
Nach dem ersten kurzen Zwischenstopp wollte Chrisitans BMW nichtmehr anspringen. War ja auch klar, denn elektrische Probleme hatten wir ja am BMW bisher nicht. Also schnell angeschoben und es ging erstmal weiter. Während der Fahrt grübelten wir über die möglichen Ursachen. Die Straße war für zwei Spuren ausgelegt aber gleichzeitig mit Löchern versehen, deren Häufigkeit man sonst nur von schweizer Käsespezialitäten kennt. Alle Autos versuchten also so gut wie möglich auszuweichen. So auch das Schlumpfmobil.
Ein etwas größerer Bogen nach links, der erste nach dem Stop, wieder eingeschert und dann ein Ruck. Holger griff zum Funkgerät. Stoooop STOOOOOP
Aus zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärter Ursache wich Mike ordnungsgemäß dem Schlagloch aus, scherte aber nicht wieder ein und kollidierte vorn links mit einem entgegen kommenden PKW. Dieser versuchte außuweichen und schoss in die Düne. Nur Blechschaden.
Den Ruck, den wir spürten war das gerissene Abschleppseil. Mike Stand am linken Fahrbahnrand und begann das Rad zu wechseln, die Felge war hin. Das andere Auto sah etwas schlimmer aus. Es kam ziemlich steil an einer Düne zum stehen. Die Insassen versorgten wir mit Wasser und Schatten. Sie waren etwas beruhigt, als sie den Versicherungsschein von Mike sahen. Jetzt hieß es erstmal Zwangspause bis die Polizei da ist um den Unfall aufzunehmen.
Eine gute Gelegenheit um was zu futtern und Christians Batterie mit Cola zu füttern. Der Zuckerspiegel des Autos war im Keller. Vermutlich hatte der Pluspol der Batterie keinen richtigen Kontakt mehr. Das Salzwasser-Sand Gemisch war auch nicht wirklich hilfreich. Aber die Cola sollte es richten und den Pol wieder frei machen.
Die Polizei traf dann auch irgenwann ein. Tobi konnte zum Glück gut die Ereignisse in französisch schildern. Mittlerweile war auch der genaue Unfallhergang klar. Mike hatte beim letzten Stop den Schlüssel abgezogen und nach Weiterfahren das Lenkradschloss nicht wieder freigegeben. Dieses rastete dann beim Ausweichmanöver ein. Die Reaktion des Fahres auf der anderen Spur hat schlimmeres verhindert. Alles ging klimpflich aus und der Lupo war immernoch in einem abschleppbaren Zustand.
Nachdem sich alle gestärkt hatten, die Polizei den Unfall aufgenommen hatte und Mike 500 Euro leichter war ging es dann weiter. Der BMW sprang auch wieder von allein an. (Coca Cola)++. Weiter gings über die gerade so befahrbare Straße. Es waren noch etwa 180 km bis zum Hotel in St. Louis. Alle hofften, dass Mikes Pechsträhne nun zu Ende ist. Der Lupo wurde nun von einem anderen Auto geschleppt.
Die Landschaft änderte sich wieder etwas. Bergauf, bergab und durch einige kleine Dörfer erinnerte sie wieder etwas an die Fahrt durch das Atlas Gebirge. Die Höhenunterschiede waren nur wesentlich geringer. Die größte Gefahr ging von herumstehenden Dromedaren und Ziegen aus.
Nach einer ganzen Weile war dann wieder Pause angesagt. Als das Schlumpfmobil am Treffpunkt ankam sahen wir schon wieder Christian an seinem Auto schrauben. Der Stoßdämpfer hinten links hatte nun das gleiche Problem wie der hinten rechts. Das Domlager ist rausgerissen. Sah noch etwas schlimmer aus als beim Rechten. Also wieder in Rekordzeit den Stoßdämpfer ausbauen und erstmal in den Kofferraum werfen. Bis St. Louis musste es ohne gehen.
Die Veteranen berichteten mehrfach von der Horrorstrecke am Damm entlang bis zur Grenze nach Senegal. Die Strecke von ca. 40 km war vor zwei Jahren unglaublich schwer befahrbar und mit einem verschlammten Feldweg zu vergleichen auf dem etwa 30 Radlader ein Rennen gefahren hatten. Wir waren gespannt.
Bevor es auf den Damm ging wurde die Straße etwas besser. Noch ein Stop um wieder alle Autos zu sammeln und Christians Batterie noch einen Schluck Cola zu gönnen. Etwa zu diesem Zeitpunkt meldete sich eine alte Bekannte: die Batterieleuchte des Schlumpfmobils. Wir fuhren auf Batterie, die Lichtmaschine lieferte keinen Strom mehr. Awwww maaaan.
Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Hellen in St. Louis ankommen ging gegen 0. Die Anspannung des Teams glich einem überspannten Bogen aus Fichte.
Ab gings auf den Damm. Die Fahrbahn war nicht optimal aber keinesfalls zu schlimm wie beschrieben. Alle waren erleichtert und beobachteten die dort heimische Tierwelt. Hakuna matata.
Nach dem Damm folgte die Grenze. Zu Beginn der Etappe wurden bereits alle Pässe eingesammelt um die Abfertigung zu beschleunigen. Nach kurzer Wartezeit durften wir die Grenzbrücke überfahren. Die Einreise war noch unproblematischer. Wir hatten dennoch etwas Zeit und warteten auf alle Rallyeteilnehmer.
Einige nutzten die Gelegenheit um Ballast abzuwerfen und den Kindern eine kleine Freude zu machen.
Bevor es weiter ging berichtete man uns, dass wir in St. Louis wahrscheinlich nochmals aufgehalten werden, da El Presidente gerade die Stadt besucht… das wäre nun wirklich nicht notwendig gewesen. In Kolonne ging es bis in die Stadt. Ein paar Straßensperren verhinderten den direkten Weg zum Hotel zu nehmen. Halb so wild. Den Sonnenuntergang erlebten wir wieder an der richtigen Stelle.
Es gab keine weiteren Zwischenfälle und durch den kleinen Umweg hatten wir gelegenheit einiges von St. Louis zu sehen und gleichzeitig die berauschende Seeluft zu genießen. Pfui Deifl!
Einige Grafities an Straßenschildern und Häuserwänden berichteten von einer BMW Gang. Es dauerte nicht lang bis Christians Auto Bewundere fand. Ich denke sie vermuteten eine Höllenmaschine mit 8 oder mehr Zylindern hinter dem Sound des Autos. Wenn die wüssten, das da nur der Auspuff fehlt.
Am Hotel angekommen bezogen wir Zimmer und ließen uns das Abendbrot schmecken. Morgen ist Ruhetag angesagt… also wieder an den Autos basteln. Ohne Lichtmaschine wird die letzte Etappe fast unmöglich. Fahrt in Dunkelheit und es wird von einer Dauer um die 16 Stunden ausgegangen. Mal schauen.
Mikes Lupo ist offiziell nicht nach Senegal eingereist. Er wird hier irgendwann und irgendwo einen neuen Besitzer finden. genaueres wissen wir noch nicht.
Etappenlänge | 296.59 km |
Dauer | 11 h 55 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) | 24.86 km/h |
min. Höhe | 0 m NN |
max. Höhe | 35 m NN |
Höhenmeter hoch/runter | 1330 m / 1334 m |