Tag 20 - St. Louis/Banjul

Spätestens als Christian seinen BMW startete war auch der letzte erwacht und die Autos rollten in Startaufstellung. Passend dazu erklang im Schlumpfmobil das Lied Drunken Lullabies. Wir werden uns heute auf Irish Folk Punk beschränken.

Mit einer Verspätung von 17 Minuten starteten wir zur letzten Etappe. Gerade so konnte die Kolonne durch St. Louis zusammen gehalten werden. Beim Sammelpunkt außerhalb der Stadt warf Christian mal wieder einen prüfenden Blick unter sein Auto… oder wollte er nur wieder am Auspuff schnuppern?

Die Leitung eines fast umfallenden Strommastens versperrte eine Fahrspur und überall im Land gab es Demonstrationen/Kundgebungen zum bevorstehenden Referendum. El Presidente vom Senegal hat vorgeschlagen die Amtszeit von 7 auf 5 Jahre zu verkürzen. Eine überweltigende Mehrheit der Bevölkerung schien dafür zu sein. Bei oberflächlicher Betrachtung eines Außenstehenden fand ich keine Gründe die Dagegen sprechen würden.

Die Fahrt war relativ ereignislos. Ich wartete auf den Funkspruch von Christian, dass sich wieder eine Kernkomponente des BMW in Luft aufgelöst hat. Vergeblich. - Bei der Einfahrt in die nächste größere Stadt, deren Name mir gerade entfallen ist, kam der Konvoi zum Stehen. Der Grund war mal wieder eine Pokizeisperre. El Presidente hatte sich, genau wie der Rallyetross, vom St. Louis hierhin bewegt. Vermutlich um uns zu empfangen. Wir warteten also geduldig ein paar Minuten und dann ging es weiter.

Zwischenzeitlich wurden 3 PKWs abgeschleppt. Für Reparaturen auf der letzten Etappe war wegen dem engen Zeitplan und der Ungewissheit über den Zustand der Fähren keine Zeit. Alles was sich nichtmehr aus eigener Kraft bewegen konnte wurde erstmal angehängt. So überwanden wir auch eine kleine Baustelle von 40 km Länge und standen endlich an der Grenze nach Gambia.

Die Abfertigung war ein Kinderspiel. Endlich ging es weiter zum Fährhafen. Auch hier konnten die Autos schnell und fast ohne Zwischenfall abgefertigt werden. Nur ein Iveco verkeilte sich bei der Auffahrt. Die Hinterachse hing in der Luft und aus eigener Kraft war an kein Weiterkommen zu denken. Unsere Fähre fuhr inzwischen los.

Linda überkam spontanes Unwohlsein in der Magengegend und sie verließ das Auto um die Fische besser füttern zu können. Die Überfahrt war nicht sehr lang und die Fütterung konnte abgewendet werden. Auf der anderen Seite angekommen reihten wir uns wieder in die Rallyekolonne ein. Nach einer Weile tauchten auch die restlichen Autos auf, inklusive dem Iveco. Wie dieser genau aus den Fängen der Fährauffahrt befreit werden konnte ist uns noch nicht bekannt. Die Hitze war inzwischen auch unerträglich. So stand das aber nicht im Prospekt.

Ab jetzt ging es auf gut ausgebauten Straßen bis nach Banjul. Geführt von einer Polizeieskorte mit Blaulicht und Sirene konnten wir die zahlreichen Polizei- und Militärkontrollen ohne Anhalten passieren. Bis auf eine.

Wir mussten stoppen. Der vermutlich ranghöchste Polizist im Führungsfahrzeug stieg aus und diskutierte lauthals mit dem Chef des Militärcheckpoints. El Presidente, diesmal der von Gambia, war auf dem Weg nach Hause und wir sollten hier warten, bis dieser an der vor uns liegenden Kreuzung abgebogen ist. Na toll.

Fünf Minuten später hieß es plötzlich wir dürfen weiter fahren. Einzige Anweisung war, dass sobald das Führungsfahrzeug der Präsidentenkolonne zu sehen war müssen alle Fahrzeuge sofort die Straße verlassen, anhalten und ihr Licht dimmen. Klingt machbar. Alle Fahrer wurden gebrieft und wir fuhren weiter. Etwa eine halbe Stunde später war es dann soweit. Ein Polizeiauto, ebenfalls mit Blaulicht und Sirene kam uns entgegen und kündigte die besagte Kolonne an. Alle Rallyeautos bogen auf den Standstreifen ab. Alle… alle bis auf eines.

Die Besatzung des Führungsfahrzeugs inklusive einiger Militärs sind sofort nach Anhalten ausgestiegen. Plötzlich raste eines der Rallyeautos an uns vorbei. Vermutlich wollten diese sich den besten Platz am Kopf der Kolonne sichern. Wildes Winken und Schreien der ausgestiegenen Orgs und Polizisten half nicht. Das Auto Bog vor dem Führungsfahrzeug ein. Ein metallisches klicken war zu hören. Das Auto Stand. Immernoch Brüllten die leitenden Schirmmützenträger durcheinander.

Kurz darauf war klar was passiert war. Die Straße war nicht beleuchtet und alle anderen Autos hatten ihr Licht bereits gelöscht. Das überholdende Fahrzeug fuhr beim einbiegen vorn fast einen der Militärs über den Haufen und verbog dabei den Lauf seiner Kalaschnikov. Das metallische Klicken war das fertigladen selbiger Waffe.

Klasse.

Während wir immernoch auf El Presidente warteten wurde die Sache mit der kaputten Waffe geklärt. Wie? Na klar, einfach kaufen das Ding.

Sagmal, was ist eigentlich der größte Geldfresser bei so einer Rallye?

Die Kalaschnikov.

Es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit bis uns El Presidente mit seiner etwa 10 Fahrzeugen (zwei davon Stretch HUMMER) beehrte. Kurz vor durchfahrt wurden wir von einem Soldaten aufgefordert das Auto zu verlassen, zu lächeln und zu winken. Geeeeenau…

Danach ging es zügig weiter. Es waren immernoch ca. 60 km bis zum Blue Kitchen wo unser Abendbrot auf uns wartete.

Der Rest der Fahrt war anstrengend aber ohne Zwischenfälle. Man empfang uns mit afrikanischem Trommelsound und wir futterten genüsslich unseren Teller Spaghetti. Danach fuhren wir noch in unser Hotel und bezogen Zimmer.

Ab ins Bett.

Aufgrund einer Fehlfunktion bei der Stromversorgung fehlt der letzte Streckenabschnitt in unseren bis jetzt lückenlosen Aufzeichnung.

(Bilder folgen in den nächsten Stunden, Holger ist gerade verschwunden und trägt die Kamera bei sich).

Etappenlänge 401.92 km (+ ?? km)
Dauer 12 h 30 min (+ ca. 4h)
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) 32.14 km/h
min. Höhe 1 m NN
max. Höhe 69 m NN
Höhenmeter hoch/runter 1913 m / 1913 m

St. Louis Banjul Route

St. Louis Banjul

March 17, 2016
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