Tag 16 - MaruetanienIV/Nouakchott

Heute konnten wir laaaange buzeln. Kein Stress, da die Abfahrt erst gegen 15oo Uhr stattfinden wird. Wir schnabbulierten das letzte Eis, nahmen ein erfrischendes Bad im Atlantik und genossen einen frisch gebrühten Kaffee.

In der Nacht waren einige Spaßvögel unterwegs. Christian hatte plötzlich 4 platte Reifen und einige andere hat es wohl auch erwischt.

Etappenziel ist Nouakchott. Dort findet morgen auch ein Ruhetag statt. Noch 25 km am Strand entlang und dann geht es wieder auf eine befestigte Straße.

Die letzten Kilometer am Strand gestern waren pure Entspannung. Alle Rallyeteilnehmer erwarteten eine ähnliche Kaffefahrt bis zur Straße. Keiner konnte ahnen, dass die Etappe heute die schwierigste der bisherigen Rallye werden sollte. Als die Ebbe endlich die Straße am Strand befahrbar machte, fuhren alle Autos in die Startaufstellung.

Das Schlumpfmobil fuhr im hinteren Drittel. Bereits nach den ersten Metern war klar: der Strand ist schwer befahrbar. Von rechts das gefährliche Salzwasser und links wartete nasser Tiefsand nur darauf die unvorsichtigen Fahrer zu verschlingen. Bereits nach den ersten Kurven überholten wir eingesandete PKWs. Dann auch an Mike vorbei, Christian hielt an um ihm zu helfen. Vergeblich.

Stück für Stück grub sich das Schlumpfmobil durch den Sand. Einige riskante Überhol- und Ausweichmanöver brachten das Fahrzeug fast zum Stehen. Vollkommen überraschend meldete sich Christian per Funk. Er hatte wieder aufgeholt und verkündete wie meistens schlechte Nachrichten: sein Tank ist gleich leer. Der ausfahrbare Tankrüssel und Stutzen um während der Fahrt zu tanken wurde noch nicht installiert und das Gelände machte Anhalten unmöglich. Christian rausche vorbei und fuhr vorne weg. Wir konnten nur hoffen, dass der Tankinhalt noch bis zur Abfahrt vom Strand reicht. Endlose Minuten des Bangens und Hoffens… naaaahh eigentlich war’s uns egal. wir hätten den Kanister einfach abgeworfen und Christian seinem Schicksal überlassen.

Dann sahen wir eine Menschenmenge am Strand. Die Abfahrt vom Strand war in greifbarer Nähe. Alle winkten wie wild, vermutlich war eine Erhöhung der Reisegeschwindigkeit auf MACH 2 angemessen.

Mit großen Sprüngen und Drehzahlen außerhalb des hörbaren Bereichs (Drehzahlmesser hat das Schlumpfmobil keinen) holperten wir über die Dünen und kamen auf dem befestigten Untergrund zum stehen. Hooray!

Etwas erleichtert watschelten wir zurück zum Strand um die restlichen Autos bei ihrem Abschluss der Strandfahrt zu bewundern. Wo war eigentlich Mike?

Vereinzelt trudelten die oft steckengebliebenen Autos ein. Dann kam lange nichts. Am Horizont erblickten wir die Fahrzeuge der Organisation… mit Mikes Lupo im Schlepptau.

Au weia

Auch er schaffte es nicht mehr aus eigener Kraft über die Düne. Der Motor war aus und hatte vermutlich Wasser geschluckt. Als sich alle Autos mehr oder weniger heil auf dem Platz gesammelt hatten ging es weiter. Noch 2 kleine Dünen und dann ging es auf befestigte Straße. Die Dünen waren keine große Herausforderung. Das Schlumpfmobil nutzte die Gelegenheit für einen rasanten Sprung.

Jetzt mussten die Reifen wieder auf Normaldruck gebracht werden. Alle holten also ihre kleinen Kompressoren heraus und ein lautes Rattern erklang. Dann entdeckte ich auch endlich etwas, was ich hier, bei so viel Sonne schon lange vermisst hatte: Sonnensalz!

Sonnensalz

Manch Felge überstand die letzten Dünen nicht sonderlich gut.

Felge

Ich schlenderte ganz nach vorn zu Mike und musste um 17:10 Uhr Ortszeit den Tod des Lupo feststellen. Alle Köpfe waren voll mit Wasser. Die Wiederbelebungsversuche scheiterten. Ein trauriger Moment. Der Lupo wird auf jeden Fall bis Nouakchott geschleppt. Aber nicht nur er. Während des Aufpumpens stellte ein Auto nach dem anderen den Dienst ein. Kurz vor Abfahrt hängten wir den Opel der Crazy Docs an des Schlumpfmobil. Auch er wollte nicht mehr anspringen. Der Einbruch der Dunkelheit machte die Abschleppaktionen nicht einfacher. Es waren immer noch 100 km bis Nouakchott. Die Kolonne teilte sich und das Schlumpfmobil führte den zweiten Teil an. Die Geschwindigkeit von 65 km/h gaben wir als Abschleppfahrzeug vor. Bei den gut ausgebauten Straßen und ohne Bremskraftverstärker im abgeschleppten Auto ging nicht mehr. Es war nun auch stockdunkel. Kein Grund für die Einheimischen ihr Licht am Auto anzuschalten.

Dann tauchte plötzlich ein Dromedar mitten auf der Straße auf. Dieses überquerte fast schon parademäßig die unbeleuchtete Straße. Per Funkt wurden die nachfolgenden Fahrzeuge gewarnt. Alles ging gut.

Christians BMW lief überraschend gut. Ich fragt mich welches Teil wohl als nächstes den Dienst quittiert. Uns kam ein LKW entgegen und kurz darauf der Funkspruch von Christian, welcher diese Frage beantworten sollte: hab keinen Spiegel mehr, gerade den LKW touchiert.

Also Anhalten und Fahrerwechsel. Auf den Spiegel hätte ich nicht getippt. Immer noch 60 km bis zum Ziel. Uns fiel auf, dass im Roadbook keinerlei Koordinaten für den Campingplatz zu finden waren. Auch die Teilnehmer im Funk wussten nicht wo er genau zu finden war. Wir hofften also auf irgendjemand am Straßenrand der uns in die richtige Richtung schickt.

Noch 20 km, alle Fahrer waren angespannt und versuchten ihre Konzentration aufrecht zu erhalten. Dann überholte uns ein Fahrzeug der Organisation. Juhu! Die müssen ja wissen, wo es lang geht.

Dann war es geschafft. Am Straßenrand warteten die Militärkollegen mit Warnblinkanlage. Wir bogen rechts ab und holperten bis zum Strand. Mike war eher da und reservierte uns ein großes Zelt. Sah gemütlich aus. Noch schnell was gefuttert und dann auf’s Ohr gehauen.

War doch etwas anstrengender als gedacht. Morgen ist hier Ruhetag. Den Strand genießen und vielleicht mal in die Stadt schauen. Mike war sichtlich geknickt und wollte auch nur noch schlafen.

Etappenlänge 134.11 km
Dauer 5 h 21 min
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) 25.01 km/h
min. Höhe 0 m NN
max. Höhe 42 m NN
Höhenmeter hoch/runter 611 m / 613 m

Mauretanien IV - Nouakchott Route

Mauretanien IV - Nouakchott

March 13, 2016
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