Tag 14 - Mauretanien II/Mauretanien III
Bei Windstärken oberhalb der anerkannten Messskala transformierte sich das Schlumpfmobil in ein Römisches Badehaus. Wir bauten die Campingdusche auf und nahmen diese das erste Mal in Betrieb. Erfolgreich konnte damit die oberste Sandschicht abgekerchert werden. Wir starteten dann mit leichter Verspätung die heutige Etappe.
Was auch immer am BMW gebrannt hat ist nun verschwunden. Es konnte keine ungewöhnliche Rauchentwicklung mehr festgestellt werden. Es ging gut vorran und es gab nur wenige Einsandungen. Bis zum ersten größeren Stop. Mike war verschwunden. Wir sahen ihn vorher noch fröhlich Kreise drehen. Wir vermuteten eine Einsandung.
Nach einer ganzen Weile schlug er dann etwas frustriert auf. Das Antriebsrad der Servopumpe ist abgerissen. Der Flachriemen übertrug dadurch keine Kraft mehr auf die Wasserpumpe und Lichtmaschine.
Au weia
Die Servopumpe ist zuvor ausgefallen und ging nun fest. Die Kraft reichte dann um das Antriebsrad der Pumpe etwas unelegant von der Antriebswelle zu lösen. In der Zwischenzeit füllte Christian mal wieder Wasser in seinen Kühler. Der BMW hielt sich vorschriftsmäßig an die 6 Liter trinken pro Tag… vielleicht etwas mehr.
Der Hohe Rat der Kfz-Mechanikusse sammelte sich um Mikes Lupo. Das ein oder andere Mal fiel auch das Wort Notschlachtung. Was tun? Auf die Servopumpe kann man ohne Probleme verzichten. Ohne Lichtmaschine geht es zur Not auch. Aber die Wasserpumpe ist essentiell um weiter als ein paar Meter zu kommen. Es wurden also sämltliche Ersatzriemen der Rallyeteilnehmer eingesammelt. Eventuell läßt sich der Riemen anders legen um mit einem etwas kürzeren alle Geräte anzutreiben. Es fehlte ja nur die Servopumpe und das Rad war ja auch schon aus dem Weg geräumt.
Alle zu kurz oder zu lang. Nichts passte. Die an der Operation beteiligten Ärzte waren sich uneinig über die optimale Prozedur um den Riemen zu tauschen. Rohe Gewalt half auch nicht wirklich. Aus Minuten wurden Stunden und die Sonne schien als hätte sie überhaupt nichts damit zu tun. Das Arschloch.
Verzweiflung machte sich breit. Selbst die Umlenk- und Spannrollen von Ralphs Werkstatt konnten nicht eingesetzt werden, um die zu langen Riemen doch irgendwie reinzufummeln. Es fehlten immer ein paar cm. Die ersten Operanten verließen den OP-Saal. Aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Pappkarton mit weiteren Riemen auf. Einer davon war etwas näher am Soll von 1000 cm aber immer noch 6 cm davon entfernt. Mit letzter Kraft wurde der Riemen um alle Rollen gelegt. Geschafft.
Die Wasserpumpe drehte sich jetzt allerdings in die andere Richtung. Abermals war der Hohe Rat in zwei geteilt. Einige waren sich sicher, dass dies kein Problem darstellt, während andere dem Auto nur ein paar hundert Meter bis zum Kochen gaben. Eine andere Lösung gab es nicht, also wurde das Auto wieder komplett zusammengesetzt und der Tross packte sein Lager zusammen und begab sich wieder auf die Piste.
Der erste Kilometer war geschafft und Mikes Temperatur war innerhalb normaler Parameter. Ausgezeichnet.
Aber dann war es auch schon wieder soweit und die ersten Kollegen steckten mit ihren Autos im Sand fest.
Danach schafften wir noch ein paar Meter und suchten uns einen Platz für das Nachtlager. Während sich Linda um unser leibliches Wohl kümmerte und einen Topf Nudeln kochte, fuhr der Rest schweres Gerät auf um das Kühlerproblem beim BMW endlich richtig zu lösen.
Im Planungsbüro tüftelten Bernd vom Team Schwaben Spätzle und Holger an einem metallischen Ersatz für den zerbrochenen Kühlerstutzen. Nachdem der Plan stand kam endlich die Flex zum Einsatz. Mittlerweile war es auch schon etwas dunkel, so dass Holger durch geschicktes Hantieren die Funken schön in Szene setzen konnte. Selbstverständlich geschah dies unter Einhaltung sämlicher Sicherheitsbestimmungen… räusper.
Eine leere Bierdose musste als Windschutz herhalten und dann wurde im Schlumpfmobil das Schweißgerät gezündet. Bernd produzierte die bereits aus 2014 bekannten Lehrbuchschweißnähte. Das Schauspiel war durchaus sehenswert. Die kurzen Rufe von Holger Aua aua aua heiß heiß! ließen auf eine unzureichende Wärmeisolierung zwischen Zange und Hand schließen.
Schweißen, Flexen und nachdem Mike schnell eine Dose Ananas geleert hat konnte nochmal das Schweißgerät gezündet werden. Der Gummischlauch konnte nach etwas Folter im Wasserbad auch dazu überredet werden auf den neuen Stutzen zu passen.
Der Kühler sollte jetzt wieder dicht sein. Alle waren zufrieden und zuversichtlich. Doch etwas fand bisher keine Beachtung: Christian hat bisher nur Wasser nachgefüllt, der Frostschutz ist nun nicht mehr gewährleistet. Ob er damit bis nach Gambia kommt ist weiterhin fraglich.
Etappenlänge | 80.62 km |
Dauer | 8 h 42 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) | 9.26 km/h |
min. Höhe | 10 m NN |
max. Höhe | 49 m NN |
Höhenmeter hoch/runter | 470 m / 508 m |