Tag 12 - Dakhla/Mauretanien I
Das Frühstück im Hotel wurde extra für die Rallyefahrer schon 7oo Uhr zubereitet. Auch die Fatima (Rezeption) wurde vorzeitig aus ihrem Schönheitsschlaf gerissen damit die Teams auschecken konnten. Die erwartete Begeisterung blieb beim betroffenen Personal aus.
Bis zum Treffpunkt etwa 100 km vor der Mauretanischen Grenze waren es ca. 270 km die wir in Rekordzeit zurücklegten. Unterwegs passierten wir irgendeinen Wendekreis. Das obligatorische Foto wurde zügig geschossen. Erklärungsversuche für folgendes Foto am besagten Punkt spare ich mir.
Pünktlich am Treffpunkt nutzten wir die Zeit um unsere letzten Dirham in Treibstoff umzusetzen. Für ein ausgedehntes Mittagessen war allerdings keine Zeit mehr. Am Auto warteten wir auf den Startschuss für die erste Kolonnenfahrt zur Grenze.
Diesmal kein Oh Scheiße aber ein ich glaube wir haben ein Problem: der Autoschlüssel ist verschwunden. Aufgelöst durchsuchte Holger alle Taschen und das halbe Auto. Nichts zu finden. Also auf zum Abfall, der gerade entsorgt wurde. Es wäre ja nicht das erste mal, dass ein wichtiges Teil des Autos (Hupe) im Müll landet. Wir haben natürlich 2 Schlüssel dabei. Beide befinden sich am gleichen, verschwundenen Schlüsselbund. Nach weiteren Minuten der Angst fanden wir den Schlüssel auf einem der Kanister im Laderaum unseres Frachtschiffs. Wir ließen Holger noch ein paar Minuten im Land der Verzweiflung, bis wir die frohe Kunde über den Fund auch an Holger kommunizierten. Wichtig dabei war nicht in Schlagreichweite zu stehen.
Die Ausreise aus Marokko war unproblematisch. Stempel abgeholt und es ging weiter. Nach dem Grenzübergang folgten einige Kilometer beste Autobahnstrecke. Dieses Niemandsland ist geprägt durch die eisernen Skelette unzähliger Autos und Rundfunkempfangsgeräte. Hier könnte man bestimmt lang mit Basteln zubringen und das ein oder andere Mad Max Gefährt zusammenschustern. Aber keine Zeit. Ziel war der Grenzposten auf Mauretanischer Seite, damit wir unsere Einreise abschließen konnten. Aktuell sind wir in internationalen Gewässern (?)… Zeit für einen Affenkampf.
Etwa auf halber Strecke kam die schockierende Botschaft von Christian: der Kühler ist undicht. Erst ein paar Minuten auf nicht asphaltierter Strecke und schon die erste Panne. Der Konvoi stoppte, Holger begutachtete den Schaden und alle schwärmten aus um in den Autowracks ein Ersatzteil zu finden. Inzwischen ist es in der Sonne auch fast unerträglich warm. Zum Glück kühlt der Wind etwas.
Ein passendes Teil wurde nicht gefunden, also macgyverte Holger eine Notlösung aus einem Stück Stahl und Panzertape. Weiter ging’s. Auf dem Weg zum Grenzposten verlor Christian eine Ladung Kühlwasser. Nicht all zu schlimm, das geplante Nachtlager liegt nur etwa 5 km hinter der Grenze, das sollten wir schaffen. Leider ist Wasser jetzt schon Mangelware und wir können nicht beliebig viel nachfüllen.
Gerade stehen wir an der Grenze und warten auf unsere Abfertigung. Da ich noch Marokkanisches Netz habe hier also der Zwischenstand. (wird in den nächsten Tagen ergänzt.)
Update
Die Abfertigung an der Grenze war etwas undurchsichtig und die Prozedur änderte sich mehrfach. Es lief daraus hinaus, dass von allen Rallyeteilnehmern ein biometrisches Foto, mit einer Webcam, und alle Fingerabdrücke aufgenommen wurden. Die Prozedur zu beobachten war die Warterei fast schon wert. Ein Grenzbeamter im militärischen Outfit hielt die Webcam mit einer Hand so, dass das Gesicht des Teilnehmers halbwegs im Bild war und betätigte mit der anderen Hand die Maus eines der modernsten Rechenmonsters, das ich je gesehen habe. Alles im Sitzen versteht sich. Vermutlich der Chef (viel Lametta) des Grenzpostens ging an den wartenden Teilnehmern vorbei und drückte einem Kollegen und mir scherzhaft den Finger in den Bauch… ?!? Vermutlich auf Wehrtauglichkeit geprüft… glaub ich bin durchgefallen.
Nachdem alle Teilnehmer erfasst wurden ging es dann tatsächlich über die Grenze. Wir sind erfolgreich in Mauretanien eingereist.
Es ging noch ein paar Kilometer weiter, bis zu einer größeren Düne bei der wir Camp bezogen. Unsere Autos parkten wir strategisch so, dass wir auch in der mittlerweile eingebrochenen Dunkelheit noch an Christians Kühlerproblem basteln konnten. Das war auch unsere erste Aufgabe. Holger und Christian hatten an der Grenze bereits 2-Komponentenkleber organisiert, Mike stellte das selbstverschweißende und hitzebeständige Klebeband zur Verfügung.
Nach etwa einer Stunde Saubermachen, Zurechtschneiden, Kleber anrühren und Zusammenbauen war das Meisterwerk vollbracht. Sah schon wesentlich professioneller aus (MacGyver Staffel 3).
Es blieb uns also nur noch ein Gläschen erfolgreich geschmuggelter Rum und den Sternenhimel genießen.
Falls sich in den kommenden 4 Tagen hier nichts tut sind wir vermutlich auf eine Mine gefahren, entführt worden oder der unwahrscheinliche Fall ist eingetreten, dass wir in Mitten vom Nirgendwo keine Internetverbindung haben… naahhh wird wohl definitiv das erste oder zweite werden.
Etappenlänge | 388.84 km |
Dauer | 11 h 58 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) | 32.47 km/h |
min. Höhe | 6 m NN |
max. Höhe | 69 m NN |
Höhenmeter hoch/runter | 1225 m / 1241 m |