Tag 13 - Mauretanien I/Mauretanien II
Gut ausgeschlafen aber mit mehreren Tonnen Sand erwachten wir gegen halb 8 im Zelt. Um 9oo Uhr war das heutige Briefing für die Fahrt in die Wüste angesetzt, also noch genug Zeit für einen Kaffee. Trotz hinreichender Warnung von Mike kippte ich die Milch ohne vorherige Inspektion in meinen Kaffee. Gekippte H-Milch. Selten und nicht schön.
Bei Christian wurde das Kühlwasser wieder aufgefüllt. Der Kleber sollte nun ausgehärtet sein. Holger sah die Gelegenheit für die erste verdiente Zigarre.
Wir probierten die in Dakhla erworbene und an Star Wars erinnernde Wüstenkleidung aus. Unerwartet angenehm im Sandsturm mit stetig wechselnder Intensität.
Nach dem Briefing war noch etwa eine Stunde Zeit bis zur geplanten Abfahrt. Wir befreiten also unser Hab und Gut so gut wie möglich vom Sand und packten alles wieder ins Schlumpfmobil. Zunächst kommen noch ein paar Kilometer Straße und nach der Mittagspause werden wir in die nicht mehr ganz so fahrzeugfreundliche Landschaft abbiegen.
Der Konvoi stoppte als auf der Bahnstrecke neben der Straße ein Zug mit leichter Überlänge vorbei fuhr. Knipps.
Trotz des noch nicht ganz dichten Kühlers in Christians BMW blieb die Motortemperatur innerhalb der akzeptablen Grenzwerte. Wir steuerten also guten Gewissens auf die angekündigte längere Mittagspause zu.
Nebenbei sei noch erwähnt, dass Holger mal wieder verzweifelt etwas suchte: seine Sonnenbrille. Wir fanden sie schnell, doch Holger brauchte etwas länger, er hatte sie auf dem Kopf.
Es war soweit, wir bogen rechts ab und verließen nun endgültig die befestigte Straße. Die Autos verließen die Formation und wirbelten ordentlich Sand auf. Ein Dromedar überquerte die Wüste außerhalb der dafür gekennzeichneten Übergänge.
Es ging gut vorran, Meter für Meter kämpften sich die Autos durch den Sand. Alle folgten mehr oder weniger dem Führungsfahrzeug von Alex. 2 Minuten später standen alle wieder. Etwa 15 Autos hatten sich eingesandet. Wir kamen alle samt gut durch. Und parkten unsere Autos 500 m weiter auf verhältnismäßig festem Untergrund.
Nach ausgiebiger Schadenfreude setzte ich mich zu Christian in den Rettungs-BMW und wir düsten zur A-Team Titelmusik zurück zu den liegenbgebliebenen Fahrzeugen. Schieben, Ziehen, Schaufeln… nach und nach befreiten die Rallyeteilnehmer ihre Fahrzeuge. Durchgeschwitzt und mit einer feinen Sandpanade kehrten wir abermals durch das A-Team theme zum Mutterschiff zurück. Christians Unterbodenschutz wurde durch die Buckelpiste perfekt an die Fahrzeugform angepasst. Sexy! Mike traf es etwas schlimmer, nach dem Einschlag in der Sandburg nebst Garten, verabschiedte sich die Servopumpe. Mike trainiert jetzt also seine Armmuskulatur. Den Schaden werden wir in den nächsten Tagen genauer untersuchen, in der Wüste muss zum Glück nicht viel gelenkt werden… meistens.
Andere Teilnehmer hatten die Werkzeuge zum Freischaufeln immer griffbereit.
Dann ging es ein paar Meter weiter, das Team mit dem Dodge hielt auf befestigter Strecke an. Geräuschentwicklung und Temperaturen, die nicht mit dem normalen Betrieb eines Kraftfahrzeugs in Verbindung zu bringen waren machten den Betroffenen zu schaffen.
Christian fuhr knapp vor uns, wir stellten merkwürdigen blauen Rauch am Heck des BMW fest und auch Christian übermittelte uns per Funk komischen Geruch. Solang keine Flammen sichtbar sind, keinesfalls anhalten.
Bei der nächsten Stelle mit festem Untergrund sammelten sich die Fahrzeuge. Bei Christian roch es tatsächlich komisch. Nicht elektrisch, auch nicht nach Öl, Benzin oder Plastik… er hatte sich wahrscheinlich einen Strauch eingefangen, der jetzt den Platz des nichtmehr vorhandenen Auspuffs eingenommen hat. Erstmal beobachten, im Stand rauchte nichts mehr.
Das Führungsfahrzeug verlor Öl. Wie sich am Abend rausstellte war der Simmerring der Kurbelwelle undicht. Behelfslösung: stetig Öl nachfüllen.
Die Sonne näherte sich dem Horizont. Der Tross setzte sich also ein letztes Mal in Bewegung und fuhr noch etwa 3 km bis zur nächsten Düne um dort das Nachtlager zu errichten. Christian berichtet von Qualm aus der Öffnung der Handbremse und auch von hinten sah das Auto aus als versuchte es mit Rauchzeichen Kontakt mit den Einheimischen aufzunehmen. Da brennt was. Unser Feuerlöscher war griffbereit. Sollte das Auto hier abbrennen oder hatte Christian wiederholt zuviele Holzspähne in den Räucherofen zu den Forellen gegeben?
Dramatische Pause
Nach einer Weile war der Rauch wieder verschwunden. Vermutlich war der Strauch verbrannt. Erstmal weiter beobachten. Noch gab es ja keine Flamme zu sehen ;-)
Das Camp war schnell aufgebaut, heute war es dazu ja ausnahmsweise noch hell. Christian prüfte den Bestand an gefrorenen Gütern. Wir entschieden uns für ein festliches Abendmahl: Kartoffeln und Fischstäbchen. Nom nom nom.
Gut gestärkt entschieden wir uns bereits heute Abend unsere Räuberkarte zu spielen. Linda ging es nicht so gut und sie legte sich ins Zelt. Mike präparierte die Soundanlage und positionierte sein Auto entsprechend im richtigen Abstand zum Schlumpfmobil. Am Schlumpfmobil wurde die mitgeschleppte Leinwand befestigt und auf dem Beifahrersitz von Mikes Lupo richteten wir den Beamer aus. Das war schwieriger als gedacht aber der innere MacGyver eines jeden Beteiligten half auch hier weiter.
Warum wir sowas dabei haben? Weil wir’s können.
Holger drehte eine Runde durchs Camp und erzählte allen, dass sie doch bitte bei Ertönen des A-Team Songs mit ihrer Sitzgelegenheit ins Schlumpfdorf kommen sollten. Nachfragen was da los sei wurden ignoriert.
Nachdem die Technik verbunden war und anstandslos funktionierte spielten wir also besagtes Lied und die Menschen pilgerten zu uns. Sichtlich irritiert nahmen sie Platz. Der Gerucht von frisch zubereitetem Popcorn lag in der Luft. Auf der Leinwand waren einige Werbespots und unterhaltsame Videos von Ken Block und anderen Verrückten zu sehen. Dann zeigten wir dieses Bild.
Holger ging durch die Reihen und verteilte die gut gekühlte Köstlichkeit. Die Kühlbox tat ihr Bestes um das Eis bis in die Wüste vor dem Zerfließen zu schützen. Gelächter erklang als wir vor dem Film einen entsprechenden Spot zeigten, der die Gäste darauf hinwies die Mobiltelefone lautlos zu stellen.
Im Kinoprogramm für heute Stand SIMPLY clever und SIMPLY the Worst auf dem Programm. Schien gut anzukommen. Holger kümmerte sich um den Popcornnachschub.
Gelungener Abend. Bei einem Gläschen Rum, guter Musik und dem abermals ausgezeichneten Sternenhimmel. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Beamer, Leinwand, Kuehlbox, Rechner, etc. Hilfsgueter von Sponsoren sind, die wir in Gambia an Einrichtungen (Lehrwerkstatt, Krankenhaus, …) übergeben werden. Nochmals vielen Dank an die Sponsoren.
Etappenlänge | 178.10 km |
Dauer | 7 h 38 min |
Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. Standzeiten) | 23.33 km/h |
min. Höhe | 8 m NN |
max. Höhe | 82 m NN |
Höhenmeter hoch/runter | 579 m / 557 m |